Heft 12

Christoph Kochhan/Kristiane Schengbier

Bücher und Lesen im Kontext unterschiedlicher Lebenswelten

Nutzung und Bedeutung von Büchern im Medienvergleich unter Berücksichtigung webbasierter Alternativen

Welche Bedeutung hat das Medium Buch im Umfeld anderer zentraler Medien und welche Bedeutung hat es bei Menschen unterschiedlicher Lebenswelten? Diesen Fragen ging im Frühjahr 2007 eine Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der ZDF-Medienforschung nach. Befragt wurden 1 003 Personen ab 14 Jahren, die Unterscheidung nach Lebenswelten wurde anhand der Sinus-Milieus vorgenommen, die für Deutschland zehn unterschiedliche Lebenswelten definieren.

Insgesamt bestätigt die Studie bekannte Mediennutzungsmuster. Fernsehen ist das meistgenutzte, Radio das alltagsbegleitende Medium. Zeitungen werden von knapp 60 Prozent der Befragten täglich gelesen. Die Internetnutzung zeigt seit Jahren zunehmende Tendenz. Dennoch behält das Medium Buch einen wichtigen Stellenwert: Jeder fünfte Befragte liest privat täglich oder fast täglich in einem Buch. Frauen, unter 30-Jährige und Höhergebildete lesen am häufigsten. An Beliebtheit gewonnen haben Hörbücher, ihre Nutzungsrate bleibt dennoch im Vergleich mit den anderen erhobenen Medien gering und liegt bei 3 Prozent (fast) täglichen Hörern.

Nach Sinus-Milieus betrachtet, erweisen sich einige Lebensstilgruppen als eher leseaffin, andere als eher lesefern. Vor allem Menschen aus den gesellschaftlichen Leitmilieus, zu denen die Milieus der Etablierten, Postmateriellen und Modernen Performer zählen, lesen viel. Die Mainstream-Milieus sowie die traditionellen Milieus zeigen hingegen eine deutliche Zurückhaltung gegenüber Büchern. Allerdings weisen die Mainstream-Milieus (Bürgerliche Mitte und Konsum-Materialisten) und die hedonistischen Milieus (Experimentalisten und Hedonisten) die höchsten Anteile (fast) täglicher Hörbuchnutzer auf.

Wie werden die Möglichkeiten des Internets im Kontext mit Büchern und Hörbüchern genutzt? Es zeigt sich, dass die Suche nach Büchern oder Buchinhalten im Internet bereits hohe Akzeptanz gefunden hat: 37 Prozent der Befragten nutzen das Internet, um sich über Bücher zu informieren. Erneut sind es die gesellschaftlichen Leitmilieus, die besonders häufig im Internet Bücher und Buchinhalte suchen. Online gelesen oder heruntergeladen oder auf Endgeräten gelesen werden Bücher nach den Studienergebnissen bisher aber nur selten. Dies tun am häufigsten Befragte aus den Milieus der Hedonisten.

 

MP 12/2007, S. 622-633



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