Heft 11

Walter J. Schütz

Deutsche Tagespresse 2006

Trotz Anzeigen- und Auflagenverlusten kaum Zeitungskrise spürbar

Auch in den zurückliegenden drei Jahren ist die seit 2000 infolge drastischer Anzeigen- und fortdauernder Auflagenverluste befürchtete Zeitungskrise kaum eingetreten. Der Auflagenrückgang hat sich zwar fortgesetzt, jedoch gegenüber früher verlangsamt. In Gebieten mit Allein- oder Erstanbieterposition ist die lokale Stellung der Zeitungen nach wie vor gefestigt. Zeitungseinstellungen blieben die Ausnahme. Allerdings hat die Anzahl der Ein-Zeitungskreise, in denen Leser keine Alternative zur örtlichen Tageszeitung besitzen, weiter zugenommen.

Der vorliegende Bericht mit Statistiken dokumentiert die Entwicklungen auf dem deutschen Zeitungsmarkt von Oktober 2004 bis September 2006 und setzt damit eine langjährige Tradition des Autors in Media Perspektiven fort. Im Untersuchungszeitraum ist die Anzahl der Publizistischen Einheiten leicht von 138 auf 136 zurückgegangen. Die Anzahl der Verlage als Herausgeber verringerte sich von 359 auf 352. Beachtung in der Öffentlichkeit fanden der Eigentümerwechsel zweier ehemaliger SED-Bezirkszeitungen ("Schweriner Volkszeitung" und Berliner Verlag mit "Berliner Zeitung" und "Berliner Kurier"). Weitgehend unbeachtet blieb dagegen die erstmalige Insolvenz einer Tageszeitung ("Vogtland-Anzeiger" in Plauen).

Darüber hinaus gab es Veränderungen der Verbreitungsgebiete, indem Verlage ihr Verbreitungsgebiet verkleinerten oder ihre Präsenz durch zusätzliche lokale Ausgaben stärkten. Auch Angebotserweiterungen - wie zum Beispiel zusätzliche Stadtteilbeilagen - wurden registriert. Gravierende Konsequenzen für den journalistischen Arbeitsmarkt und Auswirkungen auf die publizistische Qualität sind aus dem so genannten redaktionellen Outsourcing zu befürchten. Hier werden entweder Lokalausgaben als selbständige GmbHs und Töchter des Verlages ausgegliedert oder die Lokalausgabe bleibt Bestandteil des Verlages, die journalistischen Aufgaben werden aber ausgelagert. Dies war vor allem bei Verlagen zu beobachten, die ohne Wettbewerbsdruck in ihren jeweiligen Verbreitungsgebieten Alleinanbieter sind.

MP 11/2007, S. 560-588



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