Heft 5

Ulrich Neuwöhner/Carmen Schäfer

Fernsehnutzung und MNT 2.0

Die MedienNutzerTypologie im AGF/GfK-Panel

Bereits die MedienNutzerTypologie von 1998 konnte die Fernsehnutzung trennscharf darstellen. Vielfältige Veränderungen in der Medienlandschaft und im Medienverhalten haben seither jedoch eine Anpassung des Instruments erforderlich gemacht. Neben einer Aktualisierung und Ausdifferenzierung der Typen betraf die wesentliche Änderungen im Bereich des Fernsehens die Erhebung der Nutzungsdaten. Die Ergebnisse der MNT 1998 basierten auf Telefonbefragungen zu einzelnen Sendungen und zum allgemeinen Fernsehkonsum. Für die aktualisierte MNT 2.0 wurde ein neuer Weg gefunden, Fernsehnutzung und Nutzertypologie zu verbinden: Mit Hilfe der so genannten Datenfusion wurden die Merkmale der MedienNutzerTypologie auf die Teilnehmer im Panel der GfK Fernsehforschung übertragen. Hierdurch ist es nun möglich, die MedienNutzerTypologie zur Analyse der Fernsehnutzung über längere Zeiträume und eine größere Zahl von Fernsehkanälen einzusetzen.

Die Nutzertypen unterscheiden sich zum Teil erheblich im Umfang ihrer Fernsehnutzung. Die Jungen Wilden können beispielsweise zu den Wenigsehern gezählt werden, sowohl die Tagesreichweite als auch die Verweildauer liegen bei dieser Gruppe deutlich unter dem Durchschnitt. Vielseher finden sich dagegen in erster Linie unter den Nutzertypen mit starker häuslicher Bindung, zum Beispiel den Zurückgezogenen, den Häuslichen und den Vielseitig Interessierten. Bei diesen Nutzertypen machen sich außerdem die jahreszeitliche Schwankungen in der Fernsehnutzung am stärksten bemerkbar.

Die jüngeren Nutzertypen verbringen in der Regel mehr Zeit mit den privaten Fernsehprogrammen, während die älteren Nutzertypen eher den öffentlich-rechtlichen Sendern zuneigen. Bei den Unauffälligen, den Zielstrebigen Trendsettern und den Jungen Wilden lässt sich auf Basis der Marktanteile eine deutliche Hinwendung zu den privaten Fernsehsendern feststellen. Aktiv Familienorientierte und Berufsorientierte weisen zwar alles in allem eine höhere Nutzung der Privatsender auf, aber die öffentlich rechtlichen Sender nehmen in ihrer Fernsehnutzung ebenfalls eine wesentliche Rolle ein. Die Vielseitig Interessierten, die Häuslichen und die Modernen Kulturorientierten sind klar öffentlich-rechtlich orientiert.

Auch bei den Präferenzen für einzelne Programmsparten zeigen sich Differenzen zwischen den Nutzertypen. Von allen Nutzertypen sind beispielsweise die Vielseitig Interessierten am stärksten durch Informationssendungen (im weiteren Sinne) zu erreichen. Die Jungen Wilden verbringen knapp 40 Prozent ihrer Fernsehnutzung mit Fictionsendungen. Bei den Sparten Unterhaltung und Sport sind Unterschiede im Nutzungsverhalten insgesamt weniger stark ausgeprägt.

MP 5/2007, S. 242-254



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