Heft 9

Mignon Warnemünde/Ute Schlinker/Christiane Fischer

Fernsehnutzung von Migranten

Ergebnisse der ARD/ZDF-Studie "Migranten und Medien 2007"

In der repräsentativen ARD/ZDF-Studie ?Migranten und Medien 2007? wurde auch die Fernsehnutzung von Menschen mit Zuwanderungsbiografie untersucht. Dabei erwies sich die tägliche Reichweite des Mediums mit 83 Prozent als ähnlich hoch wie bei den Deutschen (89 %), während Migranten mit durchschnittlich 197 Minuten täglich gut 20 Minuten kürzer fernsehen als Deutsche. Es zeigten sich allerdings deutliche Unterschiede in der Sehdauer der sechs untersuchten Migrantengruppen: Personen italienischer, polnischer und türkischer Herkunft sehen überdurchschnittlich, Spätaussiedler und Griechen unterdurchschnittlich lange fern; Menschen mit kroatischem, bosnisch-herzegowinischem oder serbisch-montenegrinischem Migrationshintergrund bewegen sich auf dem Durchschnittsniveau. Im Vergleich der Medien erweist sich das Fernsehen als das meist genutzte Medium der Migranten, und es hat die meisten Stammnutzer (Nutzung mindestens vier Tage pro Woche).

Welche Fernsehprogramme werden von Migranten gesehen? 48 Prozent der Befragten schalten ausschließlich deutschsprachige Kanäle ein und weitere 25 Prozent sowohl deutsch- als auch heimatsprachige Sender. 14 Prozent nutzen nur heimatsprachige Angebote, wobei hier je nach Herkunft große Unterschiede vorliegen: Zuschauer türkischer und italienischer Herkunft sind zu 64 Prozent bzw. zu 46 Prozent Stammnutzer heimatsprachiger Angebote, während es beispielsweise bei den Polen nur 23 Prozent sind.

Fernsehen ist für Migranten in erster Linie ein Unterhaltungsmedium. Entsprechend bevorzugen sie fiktionale und unterhaltende Genres. Diese starke Unterhaltungsorientierung erklärt auch die im Vergleich zu Deutschen geringere Nutzung öffentlich-rechtlicher Programme; letztere werden stärker von Personen mit starkem Informationsinteresse genutzt. Dementsprechend haben ARD und ZDF bei Migranten ein gutes Informationsimage und stehen für Glaubwürdigkeit und Relevanz, private Sender dagegen für Unterhaltung und Entspannung.

Festhalten lässt sich, dass Migranten deutsche Fernsehprogramme regelmäßig sehen, sich jedoch in ihrem Nutzungsverhalten nach Herkunft, aber auch nach Kriterien wie Alter und Bildung zum Teil deutlich unterscheiden. Vor allem Sprachkenntnisse beeinflussen das Nutzungsverhalten stark.

MP 9/2007, S. 436-451



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