Heft 8

Birgit van Eimeren/Beate Frees

Internetnutzung zwischen Pragmatismus und YouTube-Euphorie

ARD/ZDF-Online-Studie 2007

Die Zahl der Bundesbürger, die zumindest gelegentlich das Internet nutzen, ist im vergangenen Jahr um rund 6 Prozent gestiegen. Damit sind 2007 fast 63 Prozent der Deutschen online. Die ARD/ZDF-Online-Studie dokumentiert im elften Jahr ihres Bestehens die zunehmende Bedeutung des Internets auch in Bevölkerungsgruppen, die lange Zeit dem Internet eher fern standen bzw. unter den Nutzern unterrepräsentiert waren: Die höchsten Zuwachsraten gab es 2007 bei den Frauen und den Älteren. Heute sind bereits mehr ab 60-Jährige im Netz als 14- bis 19-Jährige. Allerdings liegt die Verbreitung des Internets in den jüngeren Altersgruppen bis 29 Jahre inzwischen bei weit über 90 Prozent, wogegen von den ab 60-Jährigen noch mehr als zwei Drittel nicht zu den Onlinern zählen.

Deutlich wird mit den aktuellen Daten, dass die Nutzung des Internets immer routinierter und habitualisierter wird. Die Tagesreichweite des Internets steigt, ebenso wie die Nutzungsdauer. Die Palette der genutzten Anwendungen und Inhalte wächst, die zunehmende Zahl von Breitbandanschlüssen ermöglicht leichteren Zugang zu und komfortablere Nutzung von multimedialen Angeboten. Auch hier zeigen sich generationenspezifische Unterschiede. Während die jüngsten Nutzer auch den unterhaltenden Inhalten des Netzes Sympathie entgegenbringen, nimmt mit dem Alter die Präferenz für Information zu.

Die Rangliste der Onlineanwendungen hat sich gegenüber den Vorjahren wenig verändert. E-Mail-Funktion und Suchmaschinen werden am häufigsten genutzt; unter den Inhalten sind aktuelle Nachrichten, Informationen aus Wissenschaft und Forschung sowie zu Freizeit/Veranstaltungen am beliebtesten. Typische Web-2.0-Angebote wie Audio- und Videodateien werden bevorzugt von Jüngeren genutzt, auch die kommunikativen Funktionen des Internets wie Foren, Chat oder Communitys nehmen eher Jüngere wahr. Insgesamt hat die pragmatische, zielgerichtete Nutzung des Internets - auch durch den wachsenden Anteil älterer Nutzer - zugenommen.

Die klassischen Medien bleiben unangefochten führend bei der Nutzungsdauer, Onliner sehen sogar überdurchschnittlich viel fern. Bei den jüngsten Gruppen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, hat Online allerdings inzwischen mit der Fernsehnutzung gleichgezogen. Den etablierten Medien eröffnen sich jedoch im Internet auch neue Chancen. Als Stream oder Podcast können sie beispielsweise ihre Inhalte neuen Zuschauergruppen anbieten.

MP 8/2007, S. 362-378



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