Heft 11

Dirk Martens/Rolf Amann

Podcast: Wear-out oder Habitualisierung?

Paneluntersuchung zur Podcastnutzung

Die Bekanntheit und Nutzung von Podcasting ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die ARD/ZDF-Online-Studie 2007 weist fast 3,1 Millionen "sporadische" und immerhin knapp 1,3 Millionen "regelmäßige" Podcastnutzer aus. Das Angebot an Podcasts ist inzwischen sehr umfangreich und äußerst vielfältig. Neben die technikaffinen Privatpersonen, die anfangs einen signifikanten Anteil an den Podcastanbietern ausmachten, sind viele professionelle Anbieter getreten, so vor allem auch Rundfunksender und Verlage. Es haben sich spezialisierte Portale etabliert, die Podcasts bequem verfügbar machen.

Podcastnutzer sind generell sehr aktive Onliner. Es wird differenziert zwischen Heavy-Usern, die sich durch eine intensivere und regelmäßigere Nutzung auszeichnen, Light-Usern, die Podcasts seltener und weniger zeitintensiv nutzen, sowie Podcastproduzenten, die selbst aktiv Podcasts ins Netz stellen. Bei einem größeren Teil der Light-User geht offenbar der Umfang der Nutzung zurück oder stagniert, während über die Hälfte der Heavy-User eine Zunahme ihrer Nutzung berichtet. Bei den Heavy-Usern ist eine wachsende Einbindung von Podcasts in den Medienalltag zu beobachten (Habitualisierung), während bei vielen Light-Usern ein Rückgang des Interesses zu konstatieren ist (Wear-out). Verantwortlich hierfür ist unter anderem der relativ hohe Zeitaufwand, den die Podcastnutzung erfordert. Kritik äußern viele Nutzer auch an mangelnder Qualität mancher Angebote.

Heavy-User bevorzugen Podcast-Abos, Light-User laden eher einzelne Episoden herunter. Heavy-User haben auch breitere inhaltliche Präferenzen. Technik, Wissenssendungen und Comedy stehen bei allen Nutzern obenan. Heavy-User bevorzugen außerdem Audio-Blogs, während Light-User häufiger Musiksendungen als Podcast nutzen. Fernsehsendern wird als Podcastanbietern besondere Kompetenz bei Nachrichten zugeschrieben. Radiosender gelten als kompetent in einer breiten Inhaltspalette, unter anderem auch Comedy und Musiksendungen.

Radio und Fernsehen genießen eine hohe Akzeptanz bei Podcastnutzern, besonders bei jenen, die den traditionellen Massenmedien eher fern stehen. Die Sender haben mit Erfolg die Chance ergriffen, mit dem Podcasting diese Zielgruppen anzusprechen und in Teilen auch wieder an ihr Programm zu binden.

MP 11/2007, S. 538-551



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