Heft 12

Maria Gerhards/Walter Klingler

Programmangebote und Spartennutzung im Fernsehen 2006

Spartennutzung in Zeiten des Medienwandels

Die Fernsehnutzung weist trotz aller Veränderungen in der Medienwelt insgesamt eine hohe Stabilität auf. Dies gilt auch, wenn man die Nutzung anhand der angebotenen Sparten analysiert, wie sie im Rahmen der AGF/GfK-Programmcodierung erfasst werden. 2006 waren - wie in den Jahren zuvor - 20 Programme in die Codierung einbezogen, die zusammen 88 Prozent der Fernsehnutzung abdeckten.

Die Zusammensetzung des Fernsehangebotes hat sich 2006 im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Die Sparte Information/Infotainment hatte einen Anteil von 45 Prozent am Gesamtangebot, gefolgt von Fiction mit 24 Prozent, das ist in beiden Sparten jeweils 1 Prozentpunkt mehr als 2005. Auf Werbung entfielen 10 Prozent, auf Unterhaltung 9 Prozent und auf Sport wie im Vorjahr 8 Prozent. Es zeigt sich, dass auch Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft in der Jahresbetrachtung über viele Programme hinweg nur geringe Auswirkungen auf das Spartenprofil des Fernsehangebotes haben.

Dies sieht allerdings bei der Nutzung anders aus. Im WM-Jahr 2006 entfielen mit 8 Prozent der Fernsehnutzung 2 Prozentpunkte mehr auf Sport als 2005. Am stärksten genutzt wurde 2006 die Sparte Fiction mit einem Nutzungsanteil von 33 Prozent, gleichauf mit Information/Infotainment. Auf Unterhaltung entfielen 15 Prozent, auf Werbung 8 Prozent und auf Sonstiges 3 Prozent der Fernsehnutzung. Damit blieb auch 2006 ein zentrales Muster der Fernsehnutzung erhalten: Die Sparten Fiction und Unterhaltung hatten erneut einen höheren Anteil an der Nutzung als am Angebot, bei Information/Infotainment war es umgekehrt. Dennoch wurden 2006 an einem durchschnittlichen Wochentag knapp zwei Drittel der Zuschauer von einer oder mehreren Sendungen aus dem Bereich Information/Infotainment erreicht.

Im mittelfristigen Vergleich zeigen sich etwas stärkere Veränderungen als im Jahresvergleich. Betrachtet man die Jahre 2001 und 2006, so lässt sich als Trend festhalten: Die Informationsnutzung steigt, vor allem im Soft-News- und Infotainmentsektor, und die Fictionnutzung sinkt. Hier verlieren Spielfilme, während TV-Produktionen an Bedeutung gewinnen. Die bekannten generationsspezifischen Unterschiede bleiben erhalten. Jüngere sind weniger infoaffin als Ältere. Generell gilt aber, dass das lineare Fernsehen quantitativ stärker als vor fünf Jahren wegen seiner informationsorientierten Inhalte genutzt wird -- und dies auch in den jüngeren Milieus, in denen man eigentlich eher einen Bedeutungsverlust des Mediums Fernsehen im Infobereich erwartet hätte. Thematisch dürfte dies der starken Zunahme von weicheren Infotainmentangeboten geschuldet sein, die sich stärker bei den privaten Anbietern finden. Die bekannten Systemunterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Rundfunkveranstaltern bestehen weiter.

MP 12/2007, S. 608-621



Zurück zur Übersicht