Heft 3

Regine Hammeran/Deniz Baspinar/Erk Simon

Selbstbild und Mediennutzung junger Erwachsener mit türkischer Herkunft

Ergebnisse einer qualitativen Studie

Der WDR hat 2006 im Rahmen einer qualitativen Studie mit Fernsehzuschauern türkischer Herkunft im Alter zwischen 14 und 49 Jahren deren Lebenssituation und Selbstbild in Beziehung zu ihrer Mediennutzung analysiert. Dabei sind starke Unterschiede im Selbstverständnis zwischen den jüngeren und älteren Personen der Zielgruppe festzustellen. Die 30- bis 49-Jährigen (erste und zweite Generation der in Deutschland lebenden Türken) fühlen sich einerseits in Deutschland recht gut integriert, bekennen sich aber auch zu ihren türkischen Wurzeln und haben eine starke Bindung an die Türkei. Die 14- bis 29-Jährigen, die fast ausnahmslos in Deutschland geboren sind und hier in zweiter bzw. dritter Generation leben, bekennen sich dagegen unmittelbar und offensiv zum "Türkisch-sein", sie definieren sich stark über Herkunft und Religion.

Die meisten Befragten haben in ihrem Alltag Bekanntschaft mit Vorurteilen und Diskriminierungen gemacht. Auch dem Fernsehen wird vorgeworfen, Stereotype und Klischees über die Türkei zu reproduzieren. Die Darstellung von Türken im (deutschen) Fernsehen wird oft als einseitig, eindimensional und klischeebeladen kritisiert. Darüber hinaus erscheint die Präsenz türkischer Gesichter im Fernsehen im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil zu gering.

Starke Unterschiede sind im Umgang mit elektronischen Medien zwischen jungen und älteren Befragten zu verzeichnen: Für die 14- bis 29-Jährigen ist das Internet - zumindest in der subjektiven Wahrnehmung - das wichtigste Medium. Es dient der Kommunikation, Nachrichtenrezeption und Unterhaltung. Fernsehen wird dagegen vor allem als Unterhaltungsmedium genutzt. Die 30- bis 49-Jährigen weisen dagegen eine eher "klassische" Mediennutzung auf: Morgens Radio und Tageszeitung, abends Fernsehen sowohl zur Information als auch zur Unterhaltung.

MP 3/2007, S. 126-135



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