Heft 12

Runar Woldt

Strategien für den analogen Switch-off des Fernsehens

Die Entwicklung im internationalen Vergleich

Die Digitalisierung des Fernsehens ist in vollem Gange, aber die Erwartung eines raschen, durch den Markt getriebenen Umstiegs von analoge auf digitale Technik hat sich häufig nicht erfüllt. Die Strategien zum Switchover beziehen sich fast ausschließlich auf die terrestrische Empfangsebene, weil in vielen Ländern die Terrestrik nach wie vor die am weitesten verbreitete Empfangsart für Fernsehen ist. Auch das politische Ziel, die terrestrische Verbreitung als Alternative und Wettbewerber zu den anderen Infrastrukturen zu erhalten, spielt eine Rolle.

Das Management des Switch-offs wird inzwischen als zumindest teilweise öffentliche Aufgabe gesehen, wobei die Koordination zwischen den Beteiligten eine wichtige Voraussetzung des Erfolges darstellt. Bei der Nutzung der "digitalen Dividende", des frei werdenden Frequenzspektrums, steht die Ausweitung des Programmangebots an erster Stelle, hinzu kommen interaktive und multimediale Anwendungen, mobiles Fernsehen und Datendienste. Nach dem Scheitern der ersten auf Pay-TV beruhenden digitalen terrestrischen Plattformen in Spanien und Großbritannien wird heute zumeist dem Free-TV in der digitalen Terrestrik der Vorzug gegeben. In vielen Ländern wird der Switch-off durch Subventionen für Unternehmen sowie durch finanzielle Hilfen für Verbraucher unterstützt.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk nimmt eine zentrale Rolle im Switchover-Prozess ein. Er ist maßgeblich an der Planung und technischen Umsetzung des Switch-off beteiligt und trägt wesentlich dazu bei, die terrestrische Empfangsebene als konkurrenzfähige Infrastruktur auch unter digitalen Bedingungen zu erhalten. Mit neuen digitalen Programmen und Zusatzdiensten erhöht er die Attraktivität des digitalen Angebots. Zumindest in Deutschland hat sich das Privatfernsehen dagegen nur halbherzig an der Digitalisierung der terrestrischen Netze beteiligt.

Bisher haben vier europäische Länder den Switch-off vollzogen. Die Europäische Kommission fordert, dass bis 2012 die anderen EU-Mitgliedsstaaten folgen sollen. Ein "harter" Termin ergibt sich aus der internationalen Frequenzverwaltungskonferenz RRC-06, auf der festgelegt wurde, dass ab Juni 2015 die analoge Übertragung keinen Schutz gegenüber einstrahlenden digitalen Sendern mehr genießt. Dies dürfte den Druck auf die Switchover-Politik der Länder verstärken.






MP 12/2007, S. 634-641



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