Heft 4

Sabine Haas/Thilo Trump/Maria Gerhards/Walter Klingler

Web 2.0: Nutzung und Nutzertypen

Eine Analyse auf der Basis quantitativer und qualitativer Untersuchungen

Der Begriff Web 2.0 steht für das "neue Internet" und meint die zunehmenden Möglichkeiten zur Kommunikation und Mitgestaltung im Netz. Nach den Ergebnissen der ARD/ZDF-Online-Studie 2006 nutzen knapp 60 Prozent der Erwachsenen das Internet, 12 Prozent können als Web-2.0-Nutzer gelten. Davon nutzen 5 Prozent Web-2.0-Anwendungen nahezu täglich (ca. 3 Millionen Personen). Unter den Web-2.0-Usern sind im Vergleich zu allen Onlinern überdurchschnittlich stark Männer, 14- bis 29-Jährige, formal höher Gebildete und Besserverdienende vertreten.

Einer Onlinebefragung unter Web-2.0-Usern zufolge sind Videocommunitys und Wiki-Websites die häufigsten Anwendungen, gefolgt von Weblogs und Social-Networking-Sites. Videocommunitys werden wie TV-Angebote vor allem zur Unterhaltung aufgesucht, allerdings unterscheidet sich die Rezeptionssituation (eher aktiv versus eher passiv). Wiki-Websites werden dagegen Printmedien vergleichbar vor allem aus Informationsgründen aufgerufen. Die größten inhaltlichen Überschneidungen mit klassischen Medien weisen Podcasts auf, sind sie doch häufig On-Demand-Angebote klassischer Medien. Für die User haben sie den Vorteil zeitsouveräner Nutzung. Bei der Frage nach dem Stellenwert des Internets erweist sich das Netz in erster Linie als Kommunikationsmedium.

Nach den Ergebnissen der Onlinebefragung und weiterer Gruppenstudien lassen sich acht Grundtypen von Web-2.0-Nutzern bilden. Die Bandbreite reicht von der größten Gruppe der Unterhaltungssucher über Informationssucher, Kommunikatoren und spezifisch Interessierten bis zu den kleinen Gruppen der Produzenten und Selbstdarsteller.

Quantitativ wird die Nutzung klassischer Medien durch das Web 2.0 bisher kaum tangiert. Es zeichnet sich ab, dass klassische Medien zum Teil in alten Funktionen und zum Teil in differenzierten Rollen ihren Platz behalten werden, wobei Qualität und Glaubwürdigkeit wichtige Kategorien sein werden.

MP 4/2007, S. 215-222



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