Heft 9

Stefan Geese/Heinz Gerhard

Die Fußball-Europameisterschaft 2008 im Fernsehen

Daten zur Rezeption und Bewertung

Nach der großen Zuschauerbegeisterung bei der Fußball-WM 2006 (vgl. MP 9/2006) war es von besonderem Interesse, wie die deutschen Fernsehzuschauer die Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz annehmen würden. Würden die Zuschauerzahlen genau so hoch sein wie bei der WM zwei Jahre vorher? Wie würde sich das Public Viewing entwickeln? Wie würden die Zuschauer die Qualität der Berichterstattung beurteilen?

Im Vergleich zur WM 2006 war der Spielplan der EM 2008 bei 24 teilnehmenden Mannschaften mit 31 Spielen weniger umfangreich. Allerdings waren die Anstoß- und damit die Sendezeiten bei der EM insgesamt günstiger (18.00 Uhr bzw. um 20.45 Uhr). Alle 31 Spiele wurden live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen, 27 davon im Ersten und im ZDF, die vier zeitgleichen letzten Vorrundenspiele in den Digitalprogrammen EINS FESTIVAL und ZDF INFO.

Insgesamt haben 56,94 Millionen Zuschauer (ab 3 Jahren) mindestens eines der 27 im Ersten und im ZDF übertragenen Spiele gesehen. Das sind 78,0 Prozent aller potenziellen Fernsehzuschauer in Deutschland, der höchste Wert, den eine Fußball-Europameisterschaft bisher erreicht hat. Im Schnitt sahen 15,84 Millionen Zuschauer diese 27 EM-Livespiele, dies entspricht einem Marktanteil von 56,2 Prozent. Bei den jüngeren Zuschauern (14 - 49 Jahre) war die Akzeptanz mit 57,4 Prozent Marktanteil noch etwas höher. Die Spiele der deutschen Mannschaft waren mit jeweils über 20 Millionen Zuschauern die meistgesehenen. Die Rahmenberichterstattung erreichte durchschnittlich 5,37 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 29,9 Prozent.

Erneut spielte das gemeinsame Fußballerlebnis, sei es in Form des Public Viewings oder im eher privaten Rahmen mit Freunden und Bekannten, eine große Rolle. Insgesamt haben 33,4 Prozent mindestens ein Spiel der EM außer Haus gesehen, wobei der Anteil der Seher, die das Spiel bei Freunden oder Bekannten verfolgt haben, am größten ist.

Wie beurteilten die Zuschauer die Leistungen der Sender im Rahmen der EM?  68 Prozent der Befragten vergaben für die ARD/Das Erste und das ZDF die Bestnoten sehr gut/gut. Die wichtigsten Faktoren für das wohlwollende Gesamturteil waren dabei die professionelle Gestaltung und kompetente journalistische Begleitung der Übertragungen. Kritisch wurde "zuviel geredet" angemerkt, ein gutes Viertel wünschte sich "mehr Hintergrundinformationen".

MP 9/2008, S. 442-449



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