Heft 12

Christian Breunig

Handy-TV vor ungewisser Zukunft

DMB und DVB-H erhalten Konkurrenz durch DVB-T und mobiles Internet

Handy-TV gilt in Deutschland seit Jahren als vielversprechender Zukunftsmarkt. Mit Großereignissen wie Fußball-Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen sollte eigentlich seit 2006 der Durchbruch gelingen. Diese Erwartungen wurden jedoch aus vielfältigen Gründen nicht erfüllt. Zum einen konnte sich keiner der beiden favorisierten Rundfunkstandards DMB und DVB-H am Markt etablieren, wobei die Landesmedienanstalten im Falle von DVB-H, wenn auch in guter Absicht, bei den Plattformbewerbern offensichtlich auf das falsche Pferd gesetzt hatten. Zum anderen konnten die potenziellen Nutzer bisher nur in geringem Maße davon überzeugt werden, Handy-TV als einen nützlichen und geldwerten Service zu akzeptieren.

Nach Verzögerungen beim kommerziellen Start von DMB und DVB-H beschränken sich die aktuellen Handy-TV-Angebote auf den Empfang über Mobilfunknetze (UMTS, allerdings nicht als Massenmedium tauglich), den für Handy-TV aktivierten terrestrischen Standard DVB-T sowie auf das mobile Internet. Neben Pay-TV dürften in Zukunft auch werbefinanzierte Angebote eine Rolle spielen.

Wie die vorliegenden Studien - insbesondere aus den DMB-Projekten in München und Regensburg - zeigen, wird Handy-TV in erster Linie als Informationsmedium für aktuelle Nachrichten und Sport begriffen. Unterhaltungssendungen spielen eine eher untergeordnete Rolle. Aufgrund der überwiegenden Außer-Haus-Nutzung wird Handy-TV kürzer, häufiger und stärker über den ganzen Tag verteilt genutzt als das klassische Fernsehen. Während der Fußball-WM wurde Handy-TV wesentlich häufiger und ausführlicher in den Alltag einbezogen als in der Normalsituation einige Wochen danach. Bevorzugte Programme waren Das Erste und das ZDF. Offensichtlich begünstigen außerdem kurze Programmformate die mobile Fernsehnutzung.

MP 12/2008, S. 598-611



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