Heft 4

Ralf Hohlfeld/Cornelia Wolf

Media to go - erste Konturen eines mobilen Journalismus?

Ergebnisse einer Redaktionsbefragung von Anbietern mobiler Multimediadienste

In deutschen Nachrichtenredaktionen ist man sicher, dass sich mobiles Publizieren in Zukunft zu einem festen Bestandteil des Journalismus entwickeln wird. Von welchem Umfang und von welcher Qualität dieses mobile Element des Journalismus sein wird, bleibt aber vorerst eine offene Frage. Voraussichtlich wird jedes Thema zukünftig für mehrere Kanäle produziert, und zwar in Form einer medienspezifischen Aktualitäts- und Relevanzkette, an deren Beginn die aktuellen Ausspielungen für den mobilen Kanal und für Online stehen und am Ende die Tageszeitung. Mobile Multimediadienste werden jedoch allenfalls ein komplementärer Kanal im Portfolio crossmedial agierender Medienkonzerne sein, dem eine Nischennutzung zukommt. Spezielle, auf mobile Dienste zugeschnittene Formate (Made-for-Mobile-Content) befinden sich noch im Experimentierstadium. Zu diesen Ergebnissen kommt die vorliegende Befragung der Chefredakteure und Multimedia-Koordinatoren von Nachrichtenredaktionen in Fernsehen, Hörfunk, Tages- und Wochenzeitungen, in Nachrichtenmagazinen sowie bei Nachrichten- und Programmzulieferern, die im Sommer 2007 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt durchgeführt wurde.

Vor allem überregionale Zeitungen und bundesweite Fernsehsender verfügen bereits über mobile Multimediadienste (MMD). Auch viele Radiosender sehen hier eine neue Chance, sich nach der enttäuschenden Einführung des Digital Radios doch noch im digitalen Markt zu etablieren. Während gegen einen mobilen Ausspielkanal vor allem wirtschaftliche Faktoren genannt werden, spricht für einen Markteintritt vor allem die Erschließung junger Zielgruppen. Nach Auskunft der Befragten liegt die Zukunft mobiler Informationsdienste eindeutig in lokalen Inhalten, während zur Zeit noch Welt- und Sportnachrichten im Vordergrund stehen.

Zwar begünstigen Newsdeskkonzepte durch das Prinzip des zentralen Informationsmanagements crossmediales Arbeiten, zur Zeit aber hängt das Publizieren von MMD nicht von der Redaktionsorganisation ab. Gegenwärtig sind mobile Multimediadienste häufig an Onlineredaktionen angebunden, Newsdeskmodelle gewinnen aber an Bedeutung. Fast die Hälfte der MMD-Anbieter hat bereits neue Abteilungen bzw. Redaktionen und ressortübergreifende Teams gebildet, rund ein Viertel hat neue Ressorts gegründet. Personell wird größtenteils auf vorhandene Mitarbeiter zurückgegriffen.

MP 4/2008, S. 205-214



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