Heft 7

Martin Fisch/Christoph Gscheidle

Mitmachnetz Web 2.0: Rege Beteiligung nur in Communitys

Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2008

Das so genannte Web 2.0 bedeutet einen grundlegenden Wandel im Umgang mit dem Internet. Ohne technischen Vorwissen kann der Nutzer eigene Beiträge im WorldWideWeb publizieren, Beiträge anderer kommentieren, sich virtuell vernetzen in Foren präsentieren. Unter dem Schlagwort "Mitmachnetz" bieten sich den Nutzern damit vielfältige Partizipationsmöglichkeiten, doch diese neuen Möglichkeiten werden derzeit noch deutlich weniger genutzt als die klassischen Nutzungsformen des Internets.

Die Grenze zwischen klassischem WorldWideWeb und Web 2.0 ist dabei fließend. Beispielsweise werden, gerade von Jugendlichen, "klassische" Anwendungen wie das Kommunizieren per E-Mail zunehmend in typische neue Web-2.0-Bereiche wie Communitys verschoben. Zwei Drittel der Onliner sind allerdings nicht daran interessiert, sich mit eigenen Beiträgen (user-generated Content) am Web 2.0 zu beteiligen. Das Internet wird weiter zuvorderst als Abrufmedium begriffen und genutzt. Zwischen den verschiedenen Web-2.0-Angeboten bestehen gerade im Hinblick auf den Grad der Nutzerpartizipation große Unterschiede. Zu differenzieren ist hier etwa zwischen virtuellen Spielewelten, Weblogs, Wikipedia, Bilder- und Videocommunitys, sozialen Netzwerken und sozialen Leszeichensammlungen (Social Bookmarking).

Je jünger die Onliner, desto intensiver nutzen sie die Angebote des Web 2.0. 49 Prozent der 14- bis 29-Jährigen tummeln sich in privaten Netzwerken, 48 Prozent nutzen mindestens wöchentlich Videoportale auf, 40 Prozent suchen regelmäßig Wikipedia auf. Die Nutzung von Weblogs ist zurückgegangen. Vor allem die Communitys wie StudiVZ oder SchülerVZ besitzen für einen großen Teil der Jüngeren einen hohen Stellenwert, hier funktioniert auch die aktive Beteiligung durch die Nutzer am besten.

Bei den meisten Angeboten ist es nur eine geringe Zahl von Onlinern, die für die Bereitstellung der Inhalte sorgt. So rufen 51 Prozent der Onliner beispielsweise Inhalte auf Videoportalen ab, bereitgestellt werden diese aber von gerade einmal 3 Prozent der Onliner. Massenattraktiv ist also nicht der "Mitmachgedanke" des Web 2.0, sondern ein schlichtes Unterhaltungs- und Informationsbedürfnis, welches durch user-generierte Inhalte einer Minderheit befriedigt wird.

MP 7/2008, S. 356-364



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