Heft 5

Andreas Vogel

Online-Geschäftsfelder der Pressewirtschaft

Web 2.0 führt zu neuem Beteiligungsboom der Verlage


Seit Mitte der 1990er Jahre befassen sich die deutschen Verleger zunehmend engagierter mit den Möglichkeiten des Internets. Hintergrund sind nicht nur Befürchtungen, Printtitel könnten von den digitalen Angeboten verdrängt werden, sondern auch die allgemein rückläufigen Auflagen der Tagespresse und Publikumszeitschriften. Es gilt, die eigenen publizistischen Angebote unter den Bedingungen veränderter Nutzergewohnheiten und veränderter Pressemärkte zu überprüfen, zu erweitern und neue Angebote zu platzieren. Zu den neuen Geschäftsfeldern im Internet zählt die Bereitstellung publizistischer Onlinewerbeträger, bisher sind allerdings die Online-Nettowerbeumsätze hinter den Prognosen zurückgeblieben.

In welche Geschäftsfelder lassen die großen Printunternehmen ihre Onlineinvestitionen fließen? Der Beitrag leistet eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Onlineaktivitäten von Burda, Springer, Gruner+Jahr, Bauer, Holtzbrinck, Madsack, DuMont Schauberg, SWMH/Medienunion/GWV, WAZ, Ippen-Gruppe und FAZ. Dabei zeigen sich unterschiedliche Strategien: Während beispielsweise Burda das Digitalgeschäft zur "starken zweiten Säule des Unternehmens" erklärt hat und ein sehr breites Spektrum von Onlinefirmen (Content, Spiele, Portale, Shops, Technologien oder auch Versicherungsdienstleistungen) aufweist, sind die Onlineengagements von Gruner+Jahr und vor allem von Bauer sehr viel stärker auf die Printtitel bezogen. Springer und Holtzbrinck sind online ebenfalls in zahlreichen printfernen Segmenten aktiv (E-Commerce, Finanzdienstleistungen, Portale, Automarkt etc.). Auch Madsack investiert neuerdings in Start-Ups u.a. in den Bereichen Media Commerce (Marktplätze) und Social Networks, teilweise in strategischer Partnerschaft mit DuMont Schauberg.

Insgesamt zeigt die Bestandsaufnahme der Onlineaktivitäten der großen Printunternehmen zahlreiche Engagements in publizistikfernen Bereichen. Wie die IVW-Statistik zeigt, sind die Websites der Verlage mit publizistischen Inhalten zwar kontinuierlich unter den nach Page Impressions meist genutzten Sites zu finden. Die Statistik zeigt aber auch, dass bei der Onlinenutzung der Anteil redaktioneller Inhalte in den letzten Jahren gesunken ist. Nutzungszuwächse verzeichnen eher medienferne Aktivitäten wie Social Networks, Onlineshopping, Gaming, Software- oder Musikdownloads etc. Insofern ist zu erwarten, dass die Verlage ihre Onlineumsätze künftig nur durch Ausweitung medienferner Angebote werden steigern können.

MP 5/2008, S. 236-246



Zurück zur Übersicht