Heft 1

Ekkehardt Oehmichen/Hardy Schneider

Qualitätsanforderungen an Fernseh-Informationssendungen

Erfahrungen und Ergebnisse der Qualitätssteuerung im Hessischen Rundfunk

In fast allen Landesrundfunkanstalten gibt es eine systematische Beschäftigung mit dem Thema Programmqualität und eine inzwischen jahrelange Praxis der Qualitätsbewertung. Der Autor berichtet über die Qualitätssteuerung im Hessischen Rundfunk, die neben dem internen Monitoring (d.h. dem Urteil der Programmmacher) der Zuschauerbewertung durch ein externes Monitoring wesentliche Bedeutung einräumt. Ergebnisse dieses Qualitätsbewertungsverfahrens bei inzwischen rund 40 Eigenproduktionen des hr werden für die journalistisch-informativen Fernsehformate beschrieben. Zu beachten ist, dass es dabei immer um die Urteile des konkreten Publikums des hr-Fernsehens geht, das ein bestimmtes Profil hat, und nicht um allgemeingültige Kriterien für die Gesamtheit der Fernsehzuschauer.

Es zeigt sich, dass die Erwartungen des Publikums und die der Programmmacher oft weit auseinandergehen. Die Zuschauer stellen hohe Ansprüche an die Professionalität der Macher, Informations- und Gebrauchswerterfahrungen des Publikums hängen stark von der Vermittlungsleistung der Inhalte ab. Klarheit, Vollständigkeit und Widerspruchsfreiheit der Vermittlung erhöhen die Akzeptanz. Macht der Zuschauer zusätzlich die Erfahrung, dass sensibel auf seine (aktuelle) Interessenlage im Rahmen der einzelnen Genres und Formate reagiert wird, schenkt er dem Programm gern seine Aufmerksamkeit, ohne dass besondere aufmerksamkeitsfördernde Strategien wie Dramatisierung, Personalisierung oder Emotionalisierung nötig sind.

Die Qualitätsdiskussion ist multidimensional und kann nicht abstrakt geführt werden. Ansprüche, Voraussetzungen und Interessendisposition des jeweiligen Zuschauers sind vielfältig, subjektive Qualitätsurteile unvermeidlich. Mit Hilfe des beschriebenen Verfahrens der Qualitätssteuerung können Risiken und Defizite bei der Beitragsgestaltung systematisch untersucht und mit positivem Effekt für die Programmarbeit konkret benannt werden.

MP 1/2008, S. 15-24



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