Heft 9

Andreas Vogel

Stabile Positionen in schrumpfenden Märkten

Daten zum Markt und zur Konzentration der Publikumspresse in Deutschland im I. Quartal 2008

Die aktuelle schwarzmalerische Fachdiskussion um die Printmedien, ihre Lage und ihre Zukunft steht im Missverhältnis zu den tatsächlichen Zahlen der Branche. Dies gilt besonders für die Publikumspresse. Tatsächlich erzielt die Verlagswirtschaft immer noch deutlich höhere Renditen als die meisten anderen deutschen Wirtschaftsbranchen. Zwar ist die Zahl der Verkaufsexemplare gesunken, doch wurden geringere Auflagen in den vergangenen zehn Jahren oftmals durch höhere Verkaufspreise ausgeglichen. Die Zahl der Titel ist dagegen deutlich gestiegen, insbesondere bei den seltener als 14-täglich erscheinenden Objekten. Das Verschwinden hoher Einzelauflagen ist aus der Sicht der Werbewirtschaft problematisch, müssen zur Abdeckung der Zielgruppe doch mehr Titel als früher gebucht werden. Die Branche rechnet nach dem Anstieg der Nettowerbeerlöse im Jahr 2006 zukünftig mit Stagnation bzw. leichten Rückgängen.

Nach den Ergebnissen der aktuellen Konzentrationsanalyse im Markt der Publikumszeitschriften erzielten die vier führenden Verlage Bauer, Burda, Springer und Gruner+Jahr im I. Quartal 2008 einen Marktanteil von 61,9 Prozent an der verkauften Auflage (IVW-geprüft).  Das ist ein Prozentpunkt weniger als in der letzten Untersuchung 2006. Die Abstände zwischen den Konzernen sind kleiner geworden und die Reihenfolge hat sich leicht verschoben: Die Marktmacht von Bauer und Springer sinkt, diejenige von Burda und Gruner+Jahr steigt an. 

Im Teilmarkt der mindestens 14-täglich erscheinenden Titel hat die WAZ-Gruppe 2008 mit 8,5 Prozent Marktanteil Gruner+Jahr erstmals vom vierten Rang verdrängt; im Gesamtmarkt rangiert sie mit deutlichem Abstand hinter dem Hamburger Großverlag. Erstmals seit knapp 30 Jahren hat sich somit die Zusammensetzung der vier größten Verlagsgruppen bei den mindestens 14-täglich erscheinenden Titeln verändert. Der aggregierte Marktanteil der vier führenden Verlage in diesem Segment steigt dadurch leicht um einen Zehntel Prozentpunkt.

Bei den seltener als 14-täglich erscheinenden Titeln ist die traditionelle Zusammensetzung der vier größten Verlagshäuser erhalten geblieben (Burda, Gruner+Jahr, Bauer, Springer). Sie konnten ihren gemeinsamen Marktanteil um 0,7 Prozentpunkte auf 42,3 Prozent erneut steigern.

Die Sichtung der Geschäftszahlen und Geschäftsberichte zeigt, dass in den vier Großverlagen die Erfolgsmeldungen deutlich die formulierten Bedenken überwiegen. Umsatzrenditen von 10 Prozent markieren eher den unteren Rand des geschäftlichen Erfolgs. Dass die deutsche Publikumspresse hieran nach wie vor ihren wesentlichen Anteil hat, steht außer Frage.

MP 9/2008, S. 467-484



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