Heft 11

Florian L. Mayer/Gabriele Mehling/Johannes Raabe/Jan Schmidt/Kristina Wied

Watchblogs aus der Sicht der Nutzer

Befunde einer Onlinebefragung zur Nutzung und Bewertung von Bildlog

Mit dem so genannten Medien-Watchblog hat sich ein Weblog-Typ entwickelt, der sich explizit der Fremdbeobachtung und kritischen Begleitung journalistisch produzierter Inhalte widmet. Studien dazu gibt es allerdings bisher nur wenige. Der Beitrag stellt Ergebnisse einer Fallstudie zum derzeit wohl populärsten deutschen Watchblog Bildblog.de vor. Bildblog begleitet kontinuierlich die Berichterstattung der Bild-Zeitung, der Bild am Sonntag (BamS) und der Onlineausgabe Bild.de.

Vom 4. Oktober bis 4. November 2007 beteiligten sich 19 666 Personen an einer Onlinebefragung zu Bildblog. Die Ergebnisse können zwar keine Repräsentativität im statistischen Sinn beanspruchen, aber sie liefern Einsichten in Zusammensetzung, Nutzungsmotive und Bewertungen der Bildblog-Leserschaft.

Bildblog-Nutzer sind eher männlich, jünger als 40 Jahre und haben eine sehr hohe formale Bildung. Im Vergleich zu Onlinern allgemein sind Frauen und ältere Nutzer deutlich unterrepräsentiert. Etwa 45 Prozent der Befragten nutzen Bildblog seit ein bis zwei Jahren, insgesamt 62 Prozent seit mindestens einem Jahr. Mehr als die Hälfte der Befragten (56,8 %) besucht mindestens einmal täglich die Seite von Bildblog, 17 Prozent sogar mehrmals täglich. Weitere 30 Prozent suchen die Bildblog-Seiten mehrmals pro Woche auf, sodass der Anteil der regelmäßigen Nutzer unter den Bildblog-Lesern insgesamt 86 Prozent beträgt. Die wichtigsten Lektüremotive sind Unterhaltung und eine kritische Haltung gegenüber Bild.

Wie schätzen Bildblog-Nutzer die publizistischen Leistungen des Watchblogs ein? Mehr als die Hälfte der Befragten (57,4 %) ist nicht der Ansicht, dass Bildblog "zur Qualitätsverbesserung der Bild-Zeitung beiträgt". Mit 61,2 Prozent meint die Mehrheit der Bildblog-Leser, Bildblog habe "letztlich keinen großen Einfluss auf die Bild-Zeitung". Dennoch bleibt das Angebot aus Sicht der Bildblog-Leser nicht folgenlos: Die überwiegende Mehrheit der Befragten (82,6 %) ist der Meinung, Bildblog trage "dazu bei, dass der Bild-Journalismus auch in anderen Massenmedien stärker kritisch beobachtet" werde. Hohe Zustimmung (90,6 %) gab es auch für die Aussage "Bildblog macht mir deutlich, welche Kriterien für guten Journalismus gelten sollen".

Wären die Nutzer bereit, zur Finanzierung von Bildblog beizutragen? Direkte finanzielle Unterstützung durch Spenden, ein bezahltes Abo oder den Kauf von Merchandising-Produkten könnte das Blog von gut einem Viertel der Befragten erwarten. Rund 70 Prozent würden am ehesten mehr Werbung als Finanzierungsinstrument akzeptieren; knapp 10 Prozent würden Bildblog dann seltener oder gar nicht mehr nutzen.

MP 11/2008, S. 589-594



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