Heft 12

Camille Zubayr/Stefan Geese/Heinz Gerhard

Berichterstattung zur Bundestagswahl 2009 aus Sicht der Zuschauer

Ergebnisse einer Repräsentativbefragung und der AGF/GfK Fernsehforschung

Im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission wurde eine Begleituntersuchung durchgeführt, die die Resonanz der Bundesbürger auf die Fernsehberichterstattung zur Bundestagswahl 2009 ermitteln sollte. Neben den Messdaten der AGF/GfK Fernsehforschung, die über das Einschaltverhalten Auskunft geben, wurde in der Woche nach der Wahl eine telefonische Repräsentativbefragung durchgeführt, um das Gesehene auch qualitativ bewerten zu lassen. Auf diese Weise ließ sich die Informationsleistung der verschiedenen Sender aus Zuschauersicht differenziert erfassen.

Im Vergleich zu früheren Wahlen zeigt sich: Das Interesse an der Bundestagswahl hat etwas nachgelassen. 53 Prozent der Bundesbürger äußerten 2009 ein "starkes" oder "sehr starkes" Interesse an der Bundestagswahl -- vor sieben Jahren waren es noch 58 Prozent. Fernsehen bleibt dabei die wichtigste Informationsquelle über den Wahlkampf. 69 Prozent der Wähler gaben an, das Fernsehen zur Information über den Wahlkampf genutzt zu haben. Es folgten Zeitungen mit einem Nutzungsanteil von 44 Prozent der Wahlbevölkerung vor dem Hörfunk mit 23 Prozent, dem Internet mit 18 Prozent und den Zeitschriften mit 14 Prozent. 66 Prozent aller wahlberechtigten Zuschauer informierten sich mindestens einmal im Medium Fernsehen über den Wahlkampf, dies entspricht rund 39 Millionen Bürgern. Für mehr als 25 Millionen von ihnen waren ARD/Das Erste und das ZDF die ausschließliche Informationsquelle im Fernsehen über den Wahlkampf.

Allein Das Erste und das ZDF informierten zusammen etwa 84 Stunden, was einem Anteil von ca. 83 Prozent am gesamten Programmvolumen der Wahlberichterstattung entsprach. Auch die inhaltliche Vielfalt, die Varianz der eingesetzten journalistischen Formate und das Spektrum der abgedeckten Themen waren im Ersten und im ZDF größer als bei RTL und Sat.1. Die Wahlkampfberichterstattung von ARD und ZDF erhielt das beste Zuschauerurteil. Drei Viertel der Zuschauer des Ersten Programms beurteilten das dortige Informationsangebot während des Wahlkampfs als "sehr gut" oder "gut"; beim ZDF waren es 70 Prozent, die die beiden Bestnoten vergaben. Deutlich zurückhaltender urteilten hingegen die Zuschauer über die beiden privaten Hauptprogramme RTL und Sat.1: Bei RTL waren 41 Prozent der Ansicht, die Vorwahlberichterstattung sei entsprechend gut einzustufen, bei Sat.1  27 Prozent ihrer Zuschauer.

MP 12/2009, S. 637-650



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