Heft 9

Jesko Jockenhövel/Ursula Reber/Claudia Wegener

Digitaler Roll-out: Kinobranche im Umbruch

Zur Einführung des digitalen Kinos

Die Digitalisierung stellt auch die Filmbranche vor große Herausforderungen und hat in den letzten Jahren die Filmaufnahme, -bearbeitung und -aufführung maßgeblich verändert. Während die digitale Aufnahme und die Nachbearbeitung seit einigen Jahren zum Standard gehören, wird in der Branche nunmehr an der digitalen Umrüstung der Kinos gearbeitet. Dabei wird national und international eine zügige und flächendeckende Digitalisierung des Filmabspiels angestrebt, um ein kostenaufwändiges paralleles Vorhalten analoger und digitaler Kopien zu vermeiden und gleichzeitig eine vielfältige Kinolandschaft zu erhalten.

Hauptprofiteure des digitalen Kinos sind jedoch nicht die Filmtheater selbst, sondern die Verleiher. Kostet eine herkömmliche Verleihkopie ca. 1 000 Euro, werden für eine digitale Kopie 150 bis 300 Euro veranschlagt. Hinzu kommen Einsparungen bei der Distribution: Die Auslieferung schwerer Filmrollen per Kurier könnte wegfallen. Auch ist es beispielsweise möglich, bei großer Nachfrage kurzfristig die Zahl der Kopien zu erhöhen, die Programmierung wird flexibler.

Das zentrale Problem ist die Finanzierung dieses so genannten digitalen Roll-outs, zu dem die Kinos angesichts seit Jahren tendenziell rückläufiger Besucherzahlen und Umsätze allein kaum in der Lage sind. Es muss ein Ausgleich gefunden werden zwischen den Kosten bei den Kinobetreibern einerseits und den Einsparungen bei den Verleihern andererseits. In Deutschland sieht das so genannte 100er-Modell für eine flächendeckende Digitalisierung eine Beteiligung von Verleihern, Kinos und Förderinstitutionen mit jeweils 100 Mio Euro vor, das Modell konnte bisher jedoch nicht etabliert werden. So lange aber keine einheitlichen Förderbedingungen festgelegt sind, ist die Digitalisierung auf regionale Unterstützung oder die Initiative einzelner Kinogruppen und Kinobetreiber angewiesen.

Bisher war der Investitionsdruck für die Kinos noch relativ gering, zumal durch die Digitalisierung zunächst keine Mehreinnahmen zu erwarten und auch für die Besucher kaum Unterschiede zu erkennen sind. Der Erfolg von 3D-Filmen in diesem Jahr hat den Investitionsdruck auf die Kinos erhöht. Die neuen 3D-Filme können nur digital vorgeführt werden und benötigen dementsprechend eine digitale Vorführtechnik.

MP 9/2009, S. 494-503



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