Heft 4

Udo Michael Krüger/Thomas Zapf-Schramm

Politikthematisierung und Alltagskultivierung im Infoangebot

Programmanalyse 2008 von ARD/Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben

Die alljährlich durchgeführte Programmanalyse zeigt im Jahresvergleich 2007/2008 nur leichte Veränderungen der Programmprofile von ARD/Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben. Wie der Vergleich der Programmsparten, Sendungsformen und Inhaltsschwerpunkte auf der Basis der Vollerhebung zeigt, haben ARD und ZDF mit ihrem Programmangebot, das fast zur Hälfte aus Informationssendungen (43 % bzw. 48 %) unterschiedlicher Art besteht, auch weiterhin die führende Position als Informationsanbieter unter den deutschen Fernsehhauptprogrammen inne. Dabei bestreiten ARD und ZDF ihr Informationsangebot hauptsächlich mit den klassischen journalistischen Formen Nachrichten, Magazine, Dokumentationen, Reportagen und Porträts, die Privatsender verwenden in ihrem geringeren Informationsangebot bevorzugen Doku-Formate und Reportagen mit inhaltlichem Schwerpunkt auf nichtpolitischer Alltagsthematisierung.

RTL hat durch einen Austausch von Talk- und Gerichtsshows der nonfiktionalen Unterhaltungssparte gegen mehr Sendezeit für Magazine und Reportagen im Stil des Factual Television als Alltagsbegleiter und Helfer neue Akzente gesetzt, denen Sat.1 tendenziell nachfolgt. Bei Sat.1 wurde der Umfang der Nachrichten reduziert und hat mit unter 18 Prozent weiterhin den geringsten Informationsanteil aller fünf Sender. ProSieben hat 2008 seinen Fictionanteil deutlich erhöht.

Die vertiefende Themenanalyse verdeutlicht, dass ARD und ZDF sowohl in den Nachrichten als auch in den übrigen Informationssendungen mehr Sendezeit als RTL und Sat.1 für politisch und gesellschaftlich relevante Themen sowie kulturelle und wissensrelevante Sachbereiche verwenden, während beide Privatsender Themen des Alltagslebens und Human-Interest-Themen bevorzugen. Die Einzelbefunde sprechen trotz gemeinsamer Schnittmengen der Sender deutlich für ein Fortbestehen einer klaren Funktionsteilung zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehhauptprogrammen.

 

MP 4/2009, S. 201-222



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