Heft 5

Gregor Daschmann

Qualität von Fernsehnachrichten: Dimensionen und Befunde

Eine Forschungsübersicht

Die Qualität von Fernsehnachrichten wird - wie Medienqualität generell - als multidimensionales Konstrukt begriffen: Vielfalt, Relevanz, Professionalität, Akzeptanz sowie Rechtmäßigkeit sind die Dimensionen, die in der maßgeblichen Literatur der journalistischen Profession wie der wissenschaftlichen Auseinandersetzung als Qualitätskriterien diskutiert werden. Die Befunde der bestehenden empirischen Forschung decken die Vielfalt der Qualitätsindikatoren längst nicht ab. Der Schwerpunkt der Untersuchungen befasst sich vorrangig mit den thematischen Strukturen der Sendungen.

Allerdings belegt der empirische Forschungsstand dennoch eindeutig nach wie vor bestehende Qualitätsunterschiede der Nachrichtensendungen von öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern: Öffentlich-rechtliche Sendungen haben ihren Relevanzschwerpunkt eindeutig in der Politikberichterstattung, während die privaten Anbieter auch in den letzten Jahren auf nicht-politische Themen setzen. Zudem ist bei ihnen ein verstärkter Trend zur Visualisierung von Emotionen zu verzeichnen.

Gleichwohl haben die privaten Anbieter auf dem Gebiet der Akzeptanz, indiziert durch Qualitätsurteile der Fernsehzuschauer und operationalisiert durch Befragungen, zweifellos aufgeholt, wenn auch den Hauptnachrichtensendungen von ARD und ZDF nach wie vor die höchste Kompetenz zugeschrieben wird. Die privaten Sender setzten - da der Publikumszuspruch für sie die zentrale Währung ist - stärker als die Öffentlich-rechtlichen auf boulevardeske Elemente. Dies entspricht der Anforderung des „Grundstandards“ an die privaten Anbieter, wie sie das Bundesverfassungsgericht formuliert hat und bedeutet im dualen System einen Zuwachs außenpluraler Nachrichtenvielfalt für den Fernsehzuschauer. Es muss allerdings bezweifelt werden, dass die Summe aller privaten Nachrichtensendungen in ihrer momentanen Ausprägung als außenplurales Substitut öffentlich-rechtlicher Nachrichten fungieren könnte. Legt man die derzeitigen Qualitätsunterschiede der Sendungen zugrunde, muss man folgern: Ohne öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen wäre derzeit die von der Gesellschaft eingeforderte Qualität des Fernsehnachrichtenangebotes in Deutschland nicht mehr gewährleistet.

MP 5/2009, S. 257-266



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