Heft 6

Walter Klingler/Albrecht Kutteroff

Stellenwert und Nutzung der Medien in Migrantenmilieus

Ergebnisse einer repräsentativen Studie

Im Rahmen einer Gemeinschaftsstudie, an der neben Sinus Sociovision verschiedene Institutionen beteiligt waren, wurde unter der Patenschaft von  Südwestrundfunk (SWR) und Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK) auch das Medienverhalten der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland milieuorientiert untersucht. Ausgangspunkt waren die langen Erfahrungen mit den Sinus-Milieus bei Erhebungen in der deutschen Wohnbevölkerung.

Es lassen sich acht Migrantenmilieus unterscheiden: Die ambitionierten Migrantenmilieus (Multikulturelles Performermilieu und Intellektuell-kosmopolitisches Milieu), die Bürgerlichen Migrantenmilieus (Adaptiv Bürgerliches Milieu und Statusorientiertes Milieu), die Prekären Migrantenmilieus (Hedonistisch-subkulturelles Milieu und Entwurzeltes Milieu) sowie die Traditionsverwurzelten Migrantenmilieus (Traditionelles Arbeitermilieu und Religiös-verwurzeltes Milieu).

Im Vergleich mit den Milieus der deutschen Gesamtbevölkerung weisen die Milieus mit Migrationshintergrund Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede auf. So gibt es bei beiden eine breite bürgerliche Mitte sowie modern eingestellte intellektuelle Milieus. Die Einstellungen der wirtschaftlich schlechter gestellten Migrantenmilieus ähneln in vielem denen der vergleichbaren deutschen Gruppen, und die Welt der Menschen mit Migrationshintergrund ist genauso vielfältig wie die der einheimischen Wohnbevölkerung (von traditionalistischer Weltsicht bis hin zu aufgeklärten und unangepassten Milieus). Aber es zeigen sich auch Unterschiede: So ist beispielsweise das obere Segment der Bevölkerung bei den Milieus mit Migrationshintergrund zahlenmäßig schwächer vertreten als in den Milieus der deutschen Wohnbevölkerung.

Die Ergebnisse zum Medienverhalten weisen das Fernsehen als das wichtigste Medium aus, gefolgt vom Hörfunk. Das Internet wird eher in den jüngeren Milieus genutzt, die Tageszeitung in den älteren. Regionale und thematische Interessen ähneln in ihren Mustern denen der deutschen Wohnbevölkerung. Die Programmpräferenzen im Fernsehen sind, trotz vielfältiger Satellitenempfangsmöglichkeiten, stark am deutschen Fernsehangebot orientiert. Auch hier sind die Muster in den Migrantenmilieus und den Milieus der deutschen Wohnbevölkerung durchaus vergleichbar. Dies gilt auch für die Hörfunknutzung. Hier setzen sich die regional verfügbaren Programme durch.

MP 6/2009, S. 297-308



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