Heft 2

Jan Schmidt/Beate Frees/Martin Fisch

Themenscan im Web 2.0

Neue Öffentlichkeiten in Weblogs und Social-News-Plattformen

Die technischen Innovationen des Web 2.0 ermöglichen es, die Leistungen des professionellen Journalismus durch Aktivitäten des Publikums zu ergänzen. Zum journalistischen Gatekeeping tritt das „Gatewatching“ des Publikums. Insbesondere Weblogs und Social-News-Plattformen spielen hierbei eine Rolle. Vier Typen von Weblogs mit journalistischem Bezug sind zu unterscheiden: 1. persönliche Blogs von Rezipienten, die sich meist auf einzelne Sendungen oder Artikel beziehen, 2. Watchblogs, die journalistische Berichterstattung kritisch begleiten (z.B. Bildblog), 3. Redaktionsblogs, die von Redaktionsmitgliedern geführt werden und 4. Kritikerblogs der Redaktion, bei denen sich externe Autoren mit den Inhalten auseinandersetzen.

In der Blogosphäre entstehen verschiedene (Teil-)Öffentlichkeiten, die auf individuellen Praktiken der Auswahl und Aufbereitung von Themen basieren und deren Reichweite unterschiedlich hoch ist: von den „persönlichen Öffentlichkeiten“ der privaten Erlebnisse und Schilderungen bis zu den vergleichsweise viel beachteten Angeboten der „A-List“. Journalisten nutzen Weblogs überwiegend nicht aktiv, sondern lesend als Werkzeug für die Themenrecherche. Umgekehrt zählen die Onlineangebote etablierter Medien zu den wichtigsten Bezugspunkten der Blogosphäre. Die systematische Beobachtung von Themen in der Blogosphäre wird als Blog-Monitoring bezeichnet. Kostenfreie Anbieter für Blog-Monitoring sind zum Beispiel die Blogsuchmaschinen Technorati und Blogpulse sowie die Plattform Rivva.

Während Weblogs das Publizieren von Inhalten aller Art erleichtern, erfüllen Social-News-Plattformen (z.B. Digg, YiGG, Wikio) eine Filter- und Hierarchisierungsfunktion, indem sie softwareunterstützt eine Vielzahl von Bewertungen individueller Nutzer aggregieren. Dieses Prinzip wurde vor allem durch das US-amerikanische Onlineangebot digg.com populär. Zwar kann auf Social-News-Plattformen prinzipiell der Blogeintrag einer Privatperson genauso populär werden wie die Reportage eines professionellen Onlinejournalisten oder der professionell produzierte Fernsehbeitrag aus einer Mediathek. Dennoch dominieren Beiträge aus den klassischen Massenmedien, die damit und in ihrer weiteren Verbreitung durch Suchmaschinen einem erweiterten Personenkreis zugänglich werden und den Medien außerdem Informationen über Relevanz und Beurteilung ihrer Inhalte beim Publikum liefern. Auf diese Weise können die klassischen Massenmedien von Weblogs und Social-Plattformen profitieren.

MP 2/2009, S. 50-59



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