Heft 6

Stefanie Best/Bernhard Engel/Henriette Hoffmann/Lothar Mai/Dieter K. Müller

Zeitbudgeterhebungen im Zeitalter medialer Konvergenz

Analyse auf der Basis qualitativer und experimenteller Studien

Zahlreiche nationale und internationale Studien zur Erfassung der Mediennutzung setzen den Tagesablauf als standardisiertes Erhebungsinstrument ein. Solche Tagesablaufstudien haben in den vergangenen Jahren eine Renaissance erfahren, denn trotz hoher Präzision reicht die technische Messung von Medienreichweiten nicht aus, um die Nutzungsqualität ausreichend bewerten zu können. Zu diesen Studien gehören in Deutschland insbesondere die Media-Analyse Radio (ma Radio), die Markt-Media-Studie Verbrauchs- und Medienanalyse VuMA sowie die Langzeitstudie Massenkommunikation. Die genannten Studien haben den sich verändernden Rahmenbedingungen von Mediennutzung Rechnung zu tragen, wobei die fortschreitende Medienkonvergenz eine besondere Herausforderung darstellt.

Die vorliegende Analyse widmet sich den Fragen, welche konzeptionellen Alternativen in anderen Tagesablauferhebungen, auch im Ausland, eingesetzt werden und welche Erfahrungen es auf der operativen Ebene gibt, also in der konkreten Interviewsituation. Außerdem werden Vor- und Nachteile von Tagesablauferhebungen mit traditionellen Interviewtechniken solchen mit technischen Messungen gegenübergestellt und Beispiele für Tagebuchstudien beschrieben.

Im Rahmen einer zweistufigen qualitativen Studie von ARD-Werbung SALES&SERVICES, RMS Radio Marketing Service und ZDF-Medienforschung wurde erkundet, inwieweit im Verlauf der derzeit üblichen Tagesablaufbefragungen Nutzungsakte des Radiohörens oder Fernsehschauens auch in komplizierten Nutzungssituationen erfasst werden. Dabei zeigt sich, dass fast alle Nutzungsakte vollständig erfasst und den einzelnen Medien zugeordnet werden können, so etwa Livestreams der Fernseh- bzw. Radionutzung. Lediglich die Erhebung zeitversetzter Nutzung von Radio oder Fernsehen ist derzeit kaum möglich. Grundsätzlich gilt: Je besser ein Institut für das Thema sensibilisiert und je besser die Interviewer geschult sind, desto besser werden die Grenzfälle der Mediennutzung erkannt, hinterfragt und zugeordnet.

MP 6/2009, S. 288-296



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