Heft 8

Udo Michael Krüger

Zwischen Spaß und Anspruch: Kinderprogramme im deutschen Fernsehen

Programmanalyse von KI.KA, Super RTL und Nick

Bisherige Programmanalysen der Kinderprogramme im deutschen Fernsehen beschränkten sich zumeist auf enge Untersuchungsbereiche, waren qualitative Fallstudien oder beruhten auf begrenzten Datensätzen. Die vorliegende Untersuchung der drei Kinderprogramme KI.KA, Super RTL und Nick basiert auf einer Kombination aus Programmstrukturanalyse und Inhaltsanalyse. Aus den sieben Wochen in der Zeit zwischen 25. August und 12. Oktober 2008 wurde eine Stichprobe nach dem Muster einer künstlichen Woche gebildet. Untersucht wurde das Angebot in der Tageszeitphase von 6.00 bis 21.00 Uhr.

Der offensichtlichste Unterschied zwischen KI.KA und den privaten Kinderprogrammen ist die Werbung: Rund 25 Prozent der Sendezeit entfallen bei Super RTL und Nick auf Werbung, KI.KA ist dagegen werbefrei. Alle drei Sender wenden sich mit ihrem Angebot an eine heterogene Zielgruppe, die die Entwicklungsstufen vom Kleinkind bis zum Jugendlichen umfasst. KI.KA und Super RTL haben einen Schwerpunkt bei Sendungen für Sechs- bis Neunjährige, bei Nick ist das Angebot gleichmäßiger auf die Altersgruppen verteilt. Bei KI.KA sind mehr Eigen-/Ko- und Auftragsproduktionen sowie mehr deutschen Produktionen im Programm. Im Fictionbereich dominieren bei allen drei Sendern die Animationsformate. KI.KA offeriert ein größeres Informationsangebot sowie Mischformen aus informations- und unterhaltungsnahen Sendungsteilen.

Mit audiovisuellen Aufmerksamkeitsreizen durch Bewegung, hohe Schnittfrequenz, Farben, spezielle Effekte oder Musikintensität geht Super RTL am offensivsten, KI.KA am zurückhaltendsten um. Dagegen hat KI.KA einen hohen Anteil moderierter Sendungen, die sich an allen Tagen der Woche über den gesamten Tag verteilen.

<tn1><tab>Alle Kinderprogramme vermitteln ein positives Werteklima, das sich bei KI.KA, Super RTL und Nick in übereinstimmender Präferenz für Freundschaft, Kameradschaft und Hilfsbereitschaft sowie Kreativität und Mut zeigt. Die Vermutung, die drei Kinderprogramme seien sehr ähnlich, trifft jedoch nicht zu. Das öffentlich-rechtliche Kinderprogramm KI.KA unterscheidet sich von Super RTL und Nick durch mehr formale und inhaltliche Vielfalt, stärkeren heimischen Bezug sowie menschlichen Kontakt zu den Kindern und ein höheres Anspruchsniveau.

MP 8/2009, S. 413-431



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