Heft 10

Ekkehardt Oehmichen/Christian Schröter

Alltagswirklichkeit der Onlinenutzung

Zur Typologie der Aktiv-, Rand- und Nichtnutzer des Internets

In der öffentlichen Diskussion über das Internet stehen zumeist neueste Entwicklungen und Anwendungen im Mittelpunkt. Die Nutzungsrealität, die mehr umfasst als das Verhalten junger, innovativer Gruppen, droht hinter dieser auf zukunftsweisende Perspektiven und technischen Neuerungen fokussierten Diskussion zu verschwinden. Die Alltagswirklichkeit der Onlinenutzung kann dagegen eher nüchtern beschrieben werden. Sowohl die Wahrnehmung des Internets, seine funktionale wie inhaltliche Nutzung als auch die Tatsache, dass weiterhin relevante Teile der Bevölkerung dem Netz fernbleiben, erweisen sich als recht stabil. Das neue Medium fügt sich komplementär oder ergänzend zu den klassischen Medien in den Alltag der meisten Nutzergruppen ein.

Für eine differenziertere Analyse der wesentlichen Trends der Onlinenutzung bietet sich unter anderem das Konzept der OnlineNutzerTypologie an. Demnach gehören 2010 drei Viertel der Jungen Wilden und zwei Drittel der Zielstrebigen Trendsetter zu den aktiven Onlinenutzern, auch die Mehrheit der Berufsorientierten kann dazu gezählt werden. Mehr als die Hälfte der onlinenutzenden Aktiv Familienorientierten weist ebenfalls einen aktiven Habitus bei der Onlinenutzung auf, während Unauffällige überwiegend zur Gruppe der Selektiv- bzw. Randnutzer gehören. Moderne Kulturorientierte engagieren sich in den letzten Jahren etwas stärker im Netz. Weit zurück beim Aneignungsprozess des Internets sind nach wie vor Häusliche und Zurückgezogene.

Die individuelle Kommunikation über das Internet hat mit Abstand den größten Stellenwert. Die Bedeutung der Informationsfunktionen des Internets ist für Selektiv- und Randnutzer größer als für Aktivnutzer. In Bezug auf die Unterhaltungsfunktion fällt auf, dass Onlinenutzer darunter sowohl Audio- und Videonutzung als auch das Aufsuchen von Communitys sowie teilweise sogar Informationssuche darunter subsumieren. 
  
Im Vergleich der Medien behält das Fernsehen seine führende Position als Unterhalter, um „den Alltag zu vergessen“. Anders verhält es sich bei der „Spaßfunktion“ der Medien: Junge Wilde und Zielstrebige Trendsetter verknüpfen diese inzwischen mit dem Internet. Die internetgestützte Bildmediennutzung sowie die vielfältigen Kommunikations- und Unterhaltungsmöglichkeiten der jungen Generation dürften hierbei erhebliche Bedeutung haben, die in Zukunft weiter zunehmen wird.

MP 10/2010, S. 457-470



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