Heft 11

ARD-Forschungsdienst

Mediennutzung in konvergenten Medienwelten

Neben eigenen Erfahrungen sind Medien die wichtigste Quelle für den Erwerb von Wissen über "die Welt". Prominente Theorien in diesem Zusammenhang sind die Kultivierungstheorie und die Wissenskluft- bzw. Knowledge-Gap-Theorie. Erstere geht davon aus, dass häufiger Konsum bestimmter Medienangebote (z.B. Fernsehserien) die Weltbilder ihrer Nutzer im Sinne der Medienrealität beeinflusst. Letztere besagt, dass soziale Faktoren (z.B. Bildung) eine unterschiedliche Mediennutzung bedingen, die über die Zeit hinweg zu größer werdenden Wissensklüften zwischen Segmenten der Gesellschaft führt.

Unterschiedliche Kompetenzen und Strategien bei der Informationsverarbeitung sind es, die den Erwerb von Wissen aus Nachrichten und aus unterhaltungsorientierten Formaten erklären. Während allerdings Nachrichten eher zu informationsbasierten Urteilen über politische Sachverhalte führten, neigen die Zuschauer von Talkshows eher zu affektbetonten Urteilen, die mit dem emotionalen Erleben während der Nutzung zu tun haben. Wie eine internationale Studie zeigte, bieten öffentlich-rechtlich dominierte Mediensysteme (hier: Dänemark und Finnland) deutlich günstigere Rahmenbedingungen, um Informationsbedürfnisse zu befriedigen als rein kommerziell orientierte (hier: USA).

Eine weitere Untersuchung führte zu dem Ergebnis, dass die häufige Nutzung von Krankenhausserien das Denken und die Einstellungen der Menschen über Medizin und Ärzte beeinflusst. Für Informationen über das Thema Gesundheit wird auch das Internet immer wichtiger. Je nachdem, welche Such- und Verarbeitungsstrategien angewendet werden, können die Nutzer mehr oder weniger im Hinblick auf ihr Wissen über Gesundheit profitieren. Auch in dieser Hinsicht ließ sich ein Knowledge Gap feststellen. Besonders problematisch ist offensichtlich der Erwerb von Wissen über "sensible" Themen wie beispielsweise Sexualität. Mehrere Studien mit niederländischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigten, dass der Konsum von sexuell explizitem Material im Internet (z.B. Pornografie) - abhängig von spezifischen individuellen Voraussetzungen - deutliche Auswirkungen auf die Vorstellungen über Sexualität, aber auch auf Einstellungen und Handeln hat.

MP 11/2010, S. 549-554



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