Heft 12

Bernhard Engel/Lothar Mai

Mediennutzung und Lebenswelten 2010

Ergebnisse der 10. Welle der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation

Mediennutzung wird nicht alleine durch soziodemografische Variablen determiniert. Ebenso können Wertorientierungen und Lebensstile die Nutzung und Bewertung von Medien und deren Inhalten bestimmen. Um in der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation auch die Lebenswelten der Menschen zu berücksichtigen, wurden bereits in der Erhebung im Jahr 2005 Fragen zur Bestimmung der Sinus-Milieus aufgenommen. Die Ergebnisse der Massenkommunikation 2010 wurden unter Verwendung des im August 2010 vorgenommenen Updates der Sinus-Milieus ausgewertet. Die Sinus-Milieus gruppieren Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln. Im Update 2010 werden so zehn verschiedene Typen unterschieden, die in den zwei Dimensionen Soziale Lage und Grundorientierung angeordnet werden können.

Nach den Ergebnissen der Studie sind Radio und Fernsehen die Basismedien in allen Lebenswelten. Sie bleiben die meistgenutzten Medien in allen Milieus. Das Internet hat in den avangardistischen Milieus der Performer und des expeditiven Milieus die höchste Reichweite. Tageszeitungen erreichen diese Milieus nur noch in geringem Maße und werden vor allem von den konservativen und traditionellen Milieus gelesen. Die Gesamtnutzungsdauer der Medien unterscheidet sich zwischen den Milieus nur wenig und liegt netto (d.h. ohne Parallelnutzung) bei ca. neun Stunden täglich. Auch die Nutzungsmotive (Information, Spaß etc.) für die einzelnen Medien sind in allen Milieus ähnlich. Beim Direktvergleich der Medien belegt das Fernsehen in der Gesamtbevölkerung für alle Motive die erste Stelle. Nur das liberal-intellektuelle und sozial-ökologische Milieu bedienen sich, wenn sie sich informieren möchten, eher bei den Tageszeitungen. Das expeditive Milieu informiert sich am ehesten im Internet.

Die Zukunftsentwicklungen der Medien und die Veränderungen in den Medienangeboten werden von den traditionell orientierten Milieus erwartungsgemäß vorsichtiger eingeschätzt als von den modernen Milieus. Trotzdem wollen auch die modernen Milieus das klassische Mediennutzungsverhalten durch neue Optionen (z.B. zeitliche und örtliche Unabhängigkeit) zunächst nur ergänzen. Der Stellenwert des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wird in der Studie bestätigt, besonders in Bezug auf die Vermittlung von Information. Neben den eher konservativen Milieus werden die Leistungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens gerade im sozial-ökologischen Milieu geschätzt.

MP 12/2010, S. 558-571



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