Sendungsformen, Themen und Akteure im Nonfictionangebot von ARD, ZDF, RTL und Sat.1
Programmanalyse 2013 - Teil 2
Welcher Fernsehsender berichtet worüber, thematisiert, inszeniert was in welchen Sendungsformen und welchen Sendetiteln seines nonfiktionalen Programmangebots? Diese inhaltsanalytische Fragestellung steht im Mittelpunkt des zweiten Teils der Programmanalyse 2013 (erster Teil veröffentlicht in MP 4/2014), in der die formalen und inhaltlichen Strukturen der Nonfictionangebote von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 fortgeschrieben wurden. Dieser Untersuchungsteil basiert auf einer vierwöchigen Programmstichprobe im Tageszeitschnitt 17.00 bis 1.00 Uhr.
Das Nonfictionangebot von ARD/Das Erste und ZDF ist umfangreicher, informationsorientierter und vielfältiger als das von RTL und besonders Sat.1. Die öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme bieten ein breites Spektrum an Nachrichten- und Magazinformaten, klassischen Dokumentationen, Berichten und Reportagen, die privaten Hauptprogramme verwenden neben diesen Formen einen erheblichen Anteil ihres geringeren Angebotsumfangs für Realityformate des Factual Entertainments zur Vermittlung inszenierter Realität. Bei ARD/Das Erste und ZDF hat der Themenbereich Politik i.w.S. vor allen anderen Inhalten Vorrang. Bei RTL und noch deutlicher bei Sat.1 dominieren im Nonfictionangebot vor allem Alltagsthemen und zwischenmenschliche Beziehungen. Besondere Ereignisse im Jahr 2013, das Hochwasser in Deutschland und die Bundestagswahl, haben bei allen Sendern zu höheren Sendezeitanteilen der Berichterstattung über Katastrophen geführt, und auch die Politikthematisierung hat bei allen Sendern mit Ausnahme von Sat.1 einen Zuwachs zu verzeichnen.
Die unterschiedlichen Inhaltsprofile der öffentlich- rechtlichen und privaten Sender wirken sich auch auf die Auftrittschancen von Akteuren aus. Abgesehen von der allgemein starken Präsenz der Alltagsbürger bei allen Sendern, haben Politiker und gesellschaftliche Repräsentanten wesentlich mehr Auftrittschancen bei ARD/Das Erste und ZDF als bei RTL und Sat.1.
Die Programmprofile der öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme mit dem Fokus auf Informationsstärke und Realitätsnähe bleiben somit stabil. Dagegen nutzen die privaten Sender bei geringeren Anforderungen an ihre Informationsangebote einen größeren Spielraum für Alternativen.
MP 5/2014, S. 283-301
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