Heft 3

Frauke Zeller/Jens Wolling

Struktur- und Qualitätsanalyse publizistischer Onlineangebote

Überlegungen zur Konzeption der Online-Inhaltsanalyse

Mit der steigenden Nutzung des Internets wächst auch das wissenschaftliche Interesse an seinem publizistischen Angebot. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist es beispielsweise bedeutsam herauszufinden, ob sich die Art der Realitätsdarstellung in klassischen publizistischen Medien und in Onlinemedien systematisch unterscheidet. Aber auch im Zusammenhang mit den medienpolitischen Debatten der jüngeren Zeit wurde die Notwendigkeit evident, einen Untersuchungsapparat zu entwickeln, der es ermöglicht, Onlineangebote systematisch zu erfassen, zu analysieren und zu vergleichen. Es stellt sich die Frage, ob der Kommunikationswissenschaft geeignete Forschungsstrategien und Apparate zur Verfügung stehen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Angelehnt an die Erfahrungen mit der Fernsehprogrammanalyse werden im vorliegenden Beitrag in mehreren Schritten die Anforderungen an und spezifischen konzeptionellen und methodischen Probleme einer Strukturanalyse des publizistischen Onlineangebots vorgestellt.

Der Zusammenhang zwischen ganz unterschiedlichen multimedialen Elementen macht das Besondere von Onlineangeboten im Vergleich zu traditionellen Medieninhalten aus. Im vorgeschlagenen Analyseapparat zur Struktur- und Qualitätsanalyse von Onlineangeboten ist die formale Einheit der Analyse (Untersuchungseinheit) das Thema, nicht die Kommunikationsform wie beispielsweise Videos, Weblogs, Internetseiten usw.. Die ermittelte Themenstruktur bildet gleichzeitig auch die Struktur des Onlineangebots ab. Die themengeleitete Herangehensweise ermöglicht es, die jeweiligen themenzugehörigen Angebotselemente, die auf unterschiedlichen Kommunikationsmodalitäten (text-, bild-, tonbasiert) beruhen können, einzeln zu analysieren. Dabei kann grundsätzlich auf bereits bestehende und erprobte Methoden der Inhaltsanalyse zurückgegriffen werden.

Eine horizontale Unterscheidung zwischen angebotszentrierten und nutzerzentrierten Analysen ist nicht erforderlich, da beide Typen nach Bedarf als sich ergänzende Betrachtungsweisen in den Apparat integriert werden können. Durch die Flexibilität des Apparats wird die Möglichkeit geschaffen, diesen auch auf den erweiterten Markt publizistischer Angebote anzuwenden.

MP 3/2010, S. 143-153



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