Heft 7-8

Katrin Busemann/Christoph Gscheidle

Web 2.0: Nutzung steigt - Interesse an aktiver Teilhabe sinkt

Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2010

Die Nutzerschaft von Web-2.0-Anwendungen wächst: 73 Prozent aller Internetnutzer haben 2010 bereits einmal Onlineenzyklopädien besucht (2009: 65 %), hochgerechnet fast 36 Millionen Deutsche. 39 Prozent haben sich bereits in privaten Netzwerken umgeschaut (2009: 34 %). Zu den ständigen Nutzern (mindestens einmal pro Woche) zählen 34 Prozent. Die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2010 zeigen, dass insbesondere bei 30- bis 39-Jährigen eine Nutzungssteigerung stattgefunden hat, während die Zahlen in den übrigen Altersgruppen eher stagnieren oder gar leicht rückläufig sind. So wuchs die Zahl der 30- bis 39-Jährigen, die Videoportale oder Wikipedia schon genutzt haben, jeweils um 10 Prozentpunkte an. Fast doppelt so viele 30- bis 39-Jährige wie im Vorjahr  haben ein Profil in einem privaten Netzwerk.

Hinsichtlich der Grundidee des Web 2.0, der aktiven Beteiligung, bestätigt sich jedoch das Bild aus früheren Jahren: Die meisten Angebote werden durch eine nur geringe Zahl von Onlinern mit Inhalten versorgt, der Kreis der aktiven Web-2.0-Nutzer sinkt bei den meisten Anwendungen. Der YouTube-Slogan “Broadcast yourself” will sich nicht recht durchsetzen -- nur 8 Prozent der Videoportalnutzer haben auch selbst schon einmal ein Video eingestellt. Es festigt sich das Bild einer Zwei-Klassen-Gesellschaft der Mitmachanwendungen. Der großen Nachfrage nach massenattraktiven Web-2.0-Formen wie Videoportalen, Wikipedia und privaten Netzwerken stehen solche gegenüber, die relativ kleine Zielgruppen bedienen, wie etwa Fotocommunitys, Lesezeichensammlungen, berufliche Netzwerke, Weblogs und Twitter.

Mit 86 Prozent ist der Anteil derjenigen Onliner, die Missbrauch der persönlichen Daten befürchten, die sie über das Internet weitergeben, seit 2004 unverändert hoch. 79 Prozent aller Onliner, die ein Profil in einer privaten oder beruflichen Community haben, geben an, Einstellungen zum Schutz ihrer Privatsphäre vorgenommen zu haben. Lediglich die Hälfte aller in Communitys aktiven Onliner benutzt dort den vollständigen Namen.

MP 7/2010, S. 359-368



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