Wie Zuschauer die Qualität von Fernsehen beurteilen
Qualitätscontrolling im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
Programmcontrolling zeigt Stärken und Schwächen eines Fernsehprogramms auf und ist damit eine wichtige Grundlage für strategische Entscheidungen. Zur Überprüfung von Qualitätszielen werden im rbb, SWR und WDR in der Regel die Beurteilung durch interne und externe Experten sowie die Befragung von Zuschauern in einem externen Monitoring angewendet. Externes Monitoring wird bereits seit Jahren zur Erfassung der Programmqualität eingesetzt. Hierbei sehen sich 100 bis 140 repräsentativ ausgewählte Zuschauer aus dem jeweiligen Sendegebiet mehrere Einzelausgaben einer Sendung zu Hause zur regulären Sendezeit an und werden anschließend telefonisch dazu befragt.
Die Erkenntnisse aus dem Qualitätscontrolling haben gezeigt, dass sich öffentlich-rechtliche Kernziele wie Glaubwürdigkeit, Relvanz und Informationswert auf der einen Seite und Spaß, Spannung und Emotionen auf der anderen Seite nicht ausschließen. Im Gegenteil: Ist die Umsetzung spannend, bewegend oder humorvoll, lassen sich neue Zielgruppen erobern, insbesondere auch jüngere Zuschauer. Für die Emotionalität und Bindung an eine Sendung spielen die Moderatoren eine immer wichtigere Rolle. Vor allem Topmoderatoren punkten auch bei emotionalen Eigenschaften. Darüber hinaus können Veränderungen im Studiodesign zur Verbesserung einer Sendung führen.
Da es sich bei den jüngeren Zuschauern von heute um die älteren Zuschauer von morgen handelt, ist die Bindung dieser Zielgruppe für das öffentlich-rechtliche System zukunftsweisend. In der Zielgruppenbetrachtung zeigt sich, dass jüngere Zuschauer in den Sendungen häufig Spannung und Emotion vermissen. Denn Erkenntnisse für die Verbesserung von Sendungen werden nicht nur von Stammsehern, sondern auch von Selten- und Nichtsehern gewonnen, die oftmals kritischer sind und Optimierungsansätze aufzeigen, durch die sich neue Zielgruppen gewinnen lassen. Außerdem bieten Benchmarks für einen Fernsehsender die Möglichkeit, die Qualitätsentwicklung eigener Sendungen untereinander oder mit Sendungen anderer Programme zu vergleichen.
Durch Qualitätscontrolling kann auch die erfolgreiche Profilierung einer Sendung geprüft oder die Entscheidung für eine Moderatorin oder einen Moderatoren unterstützt werden -- Controlling als Management-Instrument.
MP 3/2010, S. 131-142
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