Heft 3

Erk Simon/Dina Hummelsheim/Peter H. Hartmann

Das Fernsehprogramm - ein Freund fürs Leben?

Ergebnisse einer Kohortenanalyse der Fernsehnutzung

Verändert sich die Fernsehnutzung im Lebensverlauf oder sind die in der Kindheit und Jugend sozialisierten Nutzungsgewohnheiten ein Leben lang weitestgehend stabil? Für die Zukunft von Fernsehprogrammen ist diese Frage von zentraler Bedeutung. Zur Klärung bietet sich die Kohortenanalyse an, wobei unter dem Begriff der Kohorte mehrere aufeinanderfolgende Geburtsjahrgänge verstanden werden, die durch ähnliche gesellschaftliche Bedingungen und ähnliche Erfahrungen während der Kindheit und Jugend geprägt sind. Für die Kohortenanalyse wurden Daten aus dem AGF/GfK-Fernsehpanel einer Sekundäranalyse unterzogen. Auswertungszeitraum waren jeweils die Monate Oktober und November der Jahre 1993, 1997, 2002, 2006 und 2010.

Wie Forschungsergebnisse zeigen, spielt neben Veränderungen im Lebenslauf die Mediensozialisation für die Fernsehnutzung eine wichtige Rolle. So sind beispielsweise die heute ab 60-Jährigen mit dem Radio und den öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen aufgewachsen. Die „Generation Golf“, das heißt die von 1966 bis 1975 Geborenen, nahmen auch private Programme in ihr Fernsehrepertoire auf. Die jüngsten Generationen sind ab den 90er Jahren mit Computer und Internet aufgewachsen und nutzen das Fernsehen primär erlebnis- und unterhaltungsorientiert.
 
Die Analyse ergab, dass der Umfang der Fernsehnutzung insgesamt von einem starken Alterseffekt bestimmt wird. Unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Generation sehen Jugendliche insgesamt deutlich weniger fern als ältere Menschen. Mit zunehmendem Alter steigt die Fernsehnutzung. Aber auch Bildung und Berufstätigkeit sind zu berücksichtigen. Die Ergebnisse auf der Programmebene für die öffentlich-rechtlichen Programme (Das Erste, ZDF, Dritte Programme) verdeutlichen, dass für die langfristigen Trends der Fernsehnutzung sowohl Alters- als auch etwas stärkere Kohorteneffekte - wie sie besonders bei Volksmusiksendungen zu beobachten sind - relevant sein können. Es besteht eine signifikante Tendenz, dass sich die Zuschauer ab dem 40. Lebensjahr in etwas stärkerem Umfang den öffentlich-rechtlichen Programmen zuwenden. Dieser Alterseffekt beruht vor allem auf Angeboten, die auch für jüngere Zuschauer attraktiv sind, wie zum Beispiel der „Tatort“.

MP 3/2011, S. 139-146



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