Heft 1

ARD-Forschungsdienst

Determinanten der Medien- und Programmwahl

Warum entscheiden sich die Fernsehzuschauer für bestimmte Angebote? Wie so häufig kann auch bei der Frage nach den Determinanten der Medien- bzw. Programmwahl weder eine medien- noch eine rezipientenzentrierte Sichtweise allein zufriedenstellen. So lässt sich zum Beispiel die Tatsache, dass in Ost- und Westdeutschland auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung noch unterschiedlich ferngesehen wird, nur erklären, wenn man Angebot, soziostrukturelle Bedingungen und Einstellungen der Mediennutzer gemeinsam betrachtet.

Entscheidend für die Selektion und Nutzung unterschiedlicher Medien und inhaltlicher Angebote sind die Funktionen, die diese offensichtlich für die Menschen erfüllen. Unterhaltungsangebote werden in der Regel dazu genutzt, um Stimmungen zu regulieren und positive, aber auch negative Emotionen zu erleben. Denn manchmal sind es gerade die „negativen“ Emotionen, die in Unterhaltungsangeboten gesucht werden, wie etwa in Dramen oder Tragödien.

Offensichtlich werden Beiträge zu Themen, die auch privat relevant sind, gezielt ausgewählt. Das Medienverhalten lässt sich aber nicht nur durch die Zuwendung zu bestimmten Angeboten beschreiben. Mindestens ebenso interessant ist in dieser Hinsicht das Vermeidungsverhalten, über das bislang allerdings noch kaum geforscht wurde. Eine der wenigen Studien dazu stellt fest, dass Personen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen gewisse Fernsehangebote systematisch vermeiden.

Wie weitere Studien verdeutlichen, wird die Medien- bzw. Fernsehnutzung auch durch Routinen und Gewohnheiten bestimmt. Denn trotz geringer „Kosten“ für alternative Verhaltensweisen (z.B. Um- oder Abschalten eines Programms) wird eine einmal gewählte Option häufig beibehalten.

MP 1/2011, S. 55-61



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