Heft 10

Heinz Gerhard/Natalie Beisch

Fernsehnutzung von Migranten 2011

Ergebnisse der ARD/ZDF-Studie Migranten und Medien 2011

Das Fernsehen hat bei den Migranten in Deutschland einen hohen Stellenwert. 79 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund sehen täglich fern, es ist damit das meistgenutzte Medium. Dies gilt auch für die Jüngeren (71%). Damit unterscheiden sich die Migranten bei der täglichen Reichweite des Fernsehens nur wenig von der Gesamtbevölkerung. Allerdings ist die tägliche Nutzungsdauer der Migranten mit 193 Minuten fast um eine halbe Stunde niedriger als die der Gesamtbevölkerung mit 220 Minuten. Dabei bestehen zwischen den Migrantengruppen erhebliche Unterschiede: Mit 224 Minuten schauen die türkischen Migranten am längsten fern, die russischen und griechischen sehen unterdurchschnittlich lange (176 Min.). Die deutlich überproportionale Fernsehdauer der türkischen Migranten erklärt sich durch die hohe Sehdauer der über 50-jährigen Türken: Sie liegt mit 309 Minuten um 74 Minuten über dem Durchschnitt aller Migranten in dieser Altersgruppe. Dagegen ist der Sehdauerwert bei den jungen Türken zwischen 14 und 29 Jahren mit 150 Minuten genauso hoch wie bei allen Migranten.

Insgesamt zeigt sich, dass über alle Ethnien hinweg 76 Prozent der Migranten regelmäßig deutschsprachige Fernsehprogramme nutzen, ein Plus von 3 Prozentpunkten gegenüber 2007. 44 Prozent sehen ausschließlich deutschsprachige Programme, 32 Prozent sowohl deutschsprachige wie heimatsprachige Sender. Lediglich 13 Prozent sehen nur heimatsprachige Programme, bei den Türken sind es allerdings 29 Prozent. Besonders die älteren türkischen Migranten verwenden einen überproportionalen Anteil ihrer Sehdauer für heimatsprachige Programme -- nämlich 285 Minuten, dagegen nur 37 Minuten für deutschsprachige Programme. Die jungen türkischen Migranten unterscheiden sich dagegen wenig von den anderen Ethnien. Bei der Nutzung deutschsprachiger Programme sind die Deutschkenntnisse ein bestimmender Faktor.

Welche Images haben die deutschsprachigen Sender bei den Migranten? Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung zeigt sich ein ähnliches Profil: Den öffentlich-rechtlichen Anbietern wird eine deutlich höhere Informationskompetenz zugewiesen als den privaten, die wiederum für Spaß und Unterhaltung stehen. Im Vergleich mit den anderen tagesaktuellen Medien Radio, Zeitung und Internet weist das Fernsehen auch bei den Migranten das breiteste Funktionsspektrum auf. Es ist gleichermaßen Medium für Information, Spaß, Alltagsinformation und Entspannung.

Insgesamt zeigt sich, dass bei der Fernsehnutzung der Migranten das Alter eine wichtigere Rolle als die ethnische Herkunft spielt. Einige weitere Einflussfaktoren kommen hinzu, wie zum Beispiel der Grad der Integration oder die Verfügbarkeit und die Attraktivität von in Deutschland empfangbaren heimatsprachigen Sendern.

 

MP 10/2011, S. 479-492



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