Heft 10

Erk Simon/Ulrich Neuwöhner

Medien und Migranten 2011

Zielsetzung, Konzeption und Basisdaten einer repräsentativen Untersuchung der ARD/ZDF-Medienkommission

Insgesamt leben fast 16 Millionen Menschen mit einer Zuwanderungsgeschichte in Deutschland, mit einem Bevölkerungsanteil von knapp 20 Prozent sind sie damit schon heute ein wichtiger Teil des Publikums der Fernseh-, Radio- und Internetangebote. Für ein besseres Verständnis der medialen Bedürfnisse und der inhaltlichen Erwartungen der Migranten in Deutschland sind grundlegende Informationen über das Medienverhalten unverzichtbar. Zum zweiten Mal nach 2007 führten ARD und ZDF 2011 die methodisch äußerst anspruchsvolle Studie „Medien und Migranten“ durch und legen damit aktuelle und differenzierte Daten zur Mediennutzung der Menschen mit einem Zuwanderungshintergrund vor.

Das Institut TNS/EMNID führte zwischen Januar und März 2011 Telefoninterviews mit insgesamt 3 302 Menschen mit einem Migrationshintergrund aus sechs Herkunftsländern bzw. -regionen durch. Die Ergebnisse zeigen: Migranten in Deutschland nutzen bevorzugt deutschsprachige Medien, die überwiegende Mehrheit lebt nicht in medialen Parallelwelten. Für viele Menschen mit Migrationshintergrund gehört aber die Integration zweier Medienkulturen - also die Nutzung deutscher und heimatsprachiger Medien - zum Alltag.

Migranten sind keine homogene Gruppe: Medienkonsum, inhaltliche Interessen, die Nähe zur Kultur des Herkunftslandes sowie die soziodemografischen Merkmale zeigen deutliche Unterschiede. Die Faktoren Alter, Geburtsland, Bildung und deutsche Sprachkenntnisse sind für die Mediennutzung ebenso wichtig, wenn nicht gar wichtiger als der Faktor ethnische Herkunft. Für die junge Generation ist eine Angleichung an die Programmvorlieben junger Deutscher ohne Migrationshintergrund festzustellen. Wie die programmbezogenen Ergebnisse zeigen, haben sie in Bezug auf die Mediennutzung oft mehr Gemeinsamkeiten mit ihren deutschen Altersgenossen als mit ihren Eltern und Großeltern. In diesem Sinne bestätigen auch die Ergebnisse der aktuellen Studie, dass die Ansprache von Migranten durch massenattraktive Programme im Sinne des Konzeptes „Mainstreaming Diversity“, also der Förderung der Vielfalt insbesondere in den  massenattraktiven Medien, eine erfolgversprechende Strategie für die mediale Integration ist.

MP 10/2011, S. 458-470



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