Heft 4

Irina Fritz/Walter Klingler

Medienzeitbudgets und Tagesablaufverhalten

Ergebnisse auf Basis der ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation 2005

Zeitbudgets und Mediennutzung hängen eng miteinander zusammen. So gibt es lange tradierte Nutzungssituationen, wie zum Beispiel die Tageszeitung beim Frühstück oder das Fernsehen am Abend. Durch Entwicklungen der Medientechniken und das gewachsene Medienangebot hat es in den letzten Jahren aber auch Veränderungen in der Mediennutzung gegeben. Sowohl während der Freizeit als auch bei der Arbeit werden Medien deutlich häufiger und länger genutzt. Die Optionen, Medien in Tagesabläufe einzubauen, sind auch heute noch nicht erschöpft.

Als Datengrundlage der vorliegenden Analyse dienen die Tagesablaufdaten der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation, in deren Rahmen im Frühjahr 2005 rund 4 500 Personen ab 14 Jahre - repräsentativ für 65 Millionen Bundesbürger - telefonisch befragt wurden. Einbezogen wurden die Medien Fernsehen, Video/DVD, Radio, Schallplatte/CD/MC/MP3, Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Internet/Online.

Insgesamt verbrachte ein Bundesdeutscher im Jahr 2005 exakt 600 Minuten (brutto) mit Medien, 100 Minuten mehr als fünf Jahre zuvor. Fernsehen und Radio sind die Spitzenreiter. Im Langzeitvergleich von 1980 bis 2005 verdoppelte sich das Radiohören außerhalb der Freizeit. Die mit dem Fernsehen verbrachte Zeit nahm um rund 70 Prozent zu, und das Internet behauptet sich zunehmend in Freizeit und Produktion. Hinzu kommen Veränderungen hinsichtlich der Mobilität, da zum Beispiel MP3-Player und Handy die vermehrte Unterwegsnutzung erlauben und damit einen Beitrag zum Anstieg des Medienzeitbudgets leisten. Nach wie vor gilt das Radio als Tagesbegleitmedium, das Fernsehen als Spätnachmittag- und Abendmedium, die Zeitung als Morgenmedium und das Internet als Ganztagsmedium. Das Fernsehen wird meist in der Freizeit, der Hörfunk eher bei der Arbeit oder auf dem Weg dorthin genutzt.

Zwar kann man die Dynamik von Entwicklungen wie Fernsehen über Internet, TV-Bilder und Radio über Handy heute schwer abschätzen. Aus der Erfahrung der Langzeitstudie Massenkommunikation ist aber damit zu rechnen, dass die Mediennutzung weiter ansteigen wird, wenn auch nicht im gleichen Maße wie in den letzten fünf Jahren.

MP 4/2006, S. 222-234



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