Heft 10

Thorsten Müller/Natalie Beisch

Onlinenutzung von Migranten

Ergebnisse der ARD/ZDF-Studie Migranten und Medien 2011

Die zunehmende Verbreitung des Internets, die seit Jahren in allen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten in Deutschland zu beobachten ist, gilt auch für Menschen mit Migrationshintergrund. Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich der Anteil der Onliner unter den Migranten deutlich erhöht; das Internet liegt mit einer Tagesreichweite von 39 Prozent bei den Migranten nur noch knapp unterhalb der Reichweite in der Gesamtbevölkerung in Deutschland (43 %). Dieser Befund lässt sich uneingeschränkt für alle untersuchten Migrantengruppen belegen. Ob das Internet überhaupt genutzt wird und mit welcher Intensität, wird wie in der Gesamtbevölkerung in erster Linie durch das Alter und die Bildung determiniert und nicht durch die ethnische Herkunft. So ist die Internetnutzung bei Jüngeren, höher Gebildeten und bei Migranten mit guten Deutschkenntnissen überdurchschnittlich.

In der Art des Umgangs mit Onlineangeboten, den Nutzungsmotiven und -schwerpunkten unterscheiden sich die Migranten kaum von Menschen mit deutschen Wurzeln. Am häufigsten werden im Durchschnitt aller Migranten Nachrichten- und Informationsangebote genutzt; Foren, Chats und Newsgroups und Unterhaltung sind vor allem Sache der Jüngeren.

Mittlerweile stellen die Internetstammnutzer, also jene Menschen, die an vier bis sieben Tagen pro Woche ins Internet gehen, mit rund 57 Prozent die Mehrheit unter den Migranten. Wie für die Nutzung deutschsprachiger Angebote bei Fernsehen, Tageszeitung und Radio kann auch für das Internet konstatiert werden: Deutschsprachige Angebote werden insgesamt in allen Ethnien und über alle Altersgruppen hinweg mit größerer Regelmäßigkeit konsumiert als heimatsprachige Angebote. Dennoch nutzen nicht wenige Migranten einen der Vorzüge des Internets, sich problemlos auch heimatsprachiger Websites zu bedienen, insbesondere wenn es um Nachrichten- und Informationsangebote geht. Von einer medialen Parallelgesellschaft der Migranten in Deutschland kann insgesamt auch in Bezug auf das Internet nicht die Rede sein.

MP 10/2011, S. 493-503



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