Heft 1

Stefanie Best/Christian Breunig

Parallele und exklusive Mediennutzung

Ergebnisse auf Basis der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation

Die aktuelle Befragungswelle der Langzeitstudie Massenkommunikation bestätigt, dass die Medien auch im Jahr 2010 überwiegend exklusiv genutzt wurden. Dies gilt insbesondere für die Leitmedien Fernsehen und Hörfunk, deren Exklusivnutzungsdauer 90 bzw. 87 Prozent beträgt. Lediglich 9 Prozent der gesamten Mediennutzung entfallen auf die gleichzeitige Nutzung mehrerer Medien. Allerdings stieg die Parallelnutzung bezogen auf alle in der Studie Massenkommunikation untersuchten Medien (Fernsehen, Radio, Zeitungen, Internet/Online, Zeitschriften, Bücher, Video/DVD, Tonträger) seit dem Jahr 2000 um gut 20 Minuten auf inzwischen 50 Minuten pro Tag an. Die gleichzeitige Mediennutzung der tagesaktuellen Medien (Fernsehen, Radio, Zeitungen, ab 2000 Internet) lässt sich bis ins Jahr 1970 zurückverfolgen: Sie ist seitdem um rund eine halbe Stunde auf täglich 37 Minuten angestiegen, wobei die Steigerung hauptsächlich auf das Internet zurückzuführen ist.

Außer der Bildung ist das Alter ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Bereitschaft, Medien parallel zu nutzen. Medien-Multitasking findet aber nicht nur bei den jungen, sondern in allen Altersgruppen bis 64 Jahre statt. Parallelnutzung dient der Zeitökonomie vor allem bei hohem Medienkonsum. Überdurchschnittliche Parallelnutzer sind eher jung, männlich, hoch gebildet und verfügen über ein hohes Nettohaushaltseinkommen. Nach Lebenswelten sind sie eher in Milieus mit moderner Orientierung wie dem Expeditiven Milieu und den Performern zu finden. Darüber hinaus sind Medien im Tagesablauf mit nichtmedialen Tätigkeiten (vor allem beim Essen, aber auch z.B. während Körperpflege, Hausarbeit, Auto fahren) eingebunden.

Einen hohen Stellenwert für die Parallelnutzung nimmt das Internet ein. Zum einen wird das Internet am vielfältigsten mit anderen Medien kombiniert, zum anderen ist das Internet für die nutzungsintensivsten Medien Fernsehen und Radio das bedeutendste Parallelmedium. Ob zukünftig mit einem weiteren Anstieg der parallelen Mediennutzungsdauer im Sinne einer zeitgleichen Nutzung zweier Geräte zu rechnen ist, erscheint fraglich. Denn mit dem Internet als multimedialer Verbreitungsplattform dürften sich konvergente Nutzungsformen jedenfalls in den jüngeren Zielgruppen vermehren. Auch in einer auf Verschmelzung der Inhalte ausgerichteten Medienzukunft ist jedoch davon auszugehen, dass Fernsehen und Radio überwiegend exklusiv genutzt werden.

 

MP 1/2011, S. 16-35



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