Heft 9

Ekkehardt Oehmichen

Radionutzung von Migranten

Ergebnisse der ARD/ZDF-Studie "Migranten und Medien 2007"

Wie nutzen Migranten das Radio? Im Rahmen der repräsentativen ARD/ZDF-Studie ?Migranten und Medien 2007? zeigte sich eine im Vergleich zur deutschen Bevölkerung insgesamt deutlich geringere Radionutzung der sechs untersuchten Migrantengruppen. Während 84 Prozent der deutschen Erwachsenen ab 14 Jahre täglich das Radio einschalten und es durchschnittlich 221 Minuten lang hören, nutzen nur 47 Prozent der Migranten täglich das Radio, bei einer Hördauer von 102 Minuten. In die Untersuchung einbezogen waren Personen mit türkischem, italienischem, griechischem und polnischem Migrationshintergrund sowie Personen kroatischer, serbisch/montenegrinischer und bosnisch/herzegowinischer Herkunft und Spätaussiedler.  

Je nach Herkunft nutzen die Migranten das Radio jedoch sehr unterschiedlich. So schalten beispielsweise nur 22 Prozent der Türken täglich das Radio ein, während polnische Migranten eine Tagesreichweite von 72 Prozent erreichen.

Warum hören Migranten weniger Radio? Hierfür scheint ein Bündel von Faktoren ausschlaggebend zu sein: Vor allem in südeuropäischen Ländern ist die Bedeutung des Fernsehens traditionell größer als die des Radios. Für türkische Zuwanderer konnte in anderen Studien bereits gezeigt werden, dass die Radionutzung sank, je mehr heimatsprachige Fernsehprogramme zu empfangen waren. Weiterhin ist anzunehmen, dass die Bedeutung von heimatsprachigen Musiktonträgern die Radionutzung negativ beeinflusst. Letztlich spielen auch die bei Migranten oftmals größeren Haushalte eine Rolle, zeigen doch die Daten, dass die Radionutzung sinkt, je mehr Personen in einem Haushalt leben.

Heimatsprachige Radioprogramme haben in allen Migrantengruppen nur eine geringe Bedeutung, allerdings ist hier das Angebot regional sehr unterschiedlich. Wo es ein erfolgreiches Angebot gibt, wird auch mehr Radio gehört. Für die Nutzung deutschsprachigen Hörfunks sind Sprachkenntnisse entscheidend. Öffentlich-rechtliche und private Radioprogramme werden fast gleich stark gehört. Wenn Migranten Radio hören, betonen sie die Informationsfunktion des Mediums etwas stärker als Deutsche.

MP 9/2007, S. 452-460



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