Heft 1

Maria Gerhards/Walter Klingler

Sparten- und Formattrends im deutschen Fernsehen

Rückblick auf das Programmjahr 2009

Im Rückblick auf das Fernsehjahr 2009 zieht der Beitrag eine Bilanz über Angebot und Nutzung von Sparten, Genres und Formaten. Basis der Untersuchung ist die AGF/GfK-Codierung von insgesamt 20 Fernsehprogrammen. Der größte Teil des Zeitbudgets für Fernsehen wird für Information/Infotainment aufgewandt, wobei die tagesaktuelle Basisinformation hiervon nur einen Teil einnimmt. Gestiegen ist hier in den letzten Jahren die Anzahl neuer Hybridformate (z.B. Sripted Reality), die zwischen den Genres Information/Infotainment sowie Unterhaltung und/oder Fiction angesiedelt sind. Die tagesaktuelle Information behielt mit Nachrichten und Nachrichtenmagazinen (und ihrem Flaggschiff „Tagesschau“), Regionalnachrichten und regionalen Informationssendungen in etwa ihren Stellenwert. Während Natur/Wissenschaft zwischen 2005 und 2007 hinzugewonnen hatte, stagnierte dieser Bereich in 2009.

Traditionell ist der Themenbereich Politik/Wirtschaft/Gesellschaft eine öffentlich-rechtliche Domäne, und auch Natur- bzw. Wissenssendungen gehören zum öffentlich-rechtlichen Repertoire, während die Kategorie Informationssendungen mit Schwerpunkt Gesellschaft/Boulevard von RTL-Formaten geprägt wird. Auch Unterhaltung gehört zu den Stärken von RTL, obwohl hier das ZDF mit „Wetten, dass..?“ die Hitliste anführt. Im Rahmen der Spartenutzung Fiction werden Serien (z.B. die zuschauerstarken Marken „Tatort“ und „Um Himmels Willen“) am meisten genutzt. Bei den Spielfilmen, Fernsehfilmen und TV-Movies stehen das ZDF und das Erste an der Spitze. Im Bereich Sport dominieren Fußball und Boxen.

Auffallend ist der 2009 nochmals intensivierte Trend zur Ausgestaltung zentraler Programmmarken -- sei es durch Ergänzung der ursprünglichen Formate, sei es durch die zunehmende Präsenz im On-demand-Bereich im Internet (Mediatheken, YouTube) oder durch die noch stärkere Suche nach direkten Publikumskontakten (Stichworte: Web 2.0, Facebook). Neben dem Eventfernsehen (große Sportereignisse und Unterhaltungsformate) entscheidet damit immer mehr die Stärke und Entwicklung der Sendungsmarken den Wettbewerb zwischen Programmen und Anbietern.

 

MP 1/2011, S. 36-54



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