Heft 4

Wolfgang Darschin/Heinz Gerhard

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen im Jahr 2001

Im Jahr 2001 hat sich der Fernsehkonsum der Bundesbürger auf hohem Niveau stabilisiert. So saßen an einem durchschnittlichen Wochentag 74 Prozent aller Erwachsenen und 61 Prozent aller Kinder vor dem Bildschirm. Nach wie vor sehen Ostdeutsche länger fern als Westdeutsche, wobei die geringste Diskrepanz in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen besteht. RTL wurde nun wieder zum meistgesehenen Fernsehprogramm vor dem Ersten und dem ZDF.

Auch im Jahr 2001 spielten Informations- und Fictionsendungen die größte Rolle für die Akzeptanz der Fernsehprogramme. Während Shows und Sport die Hitlisten der meistgesehenen Sendungen anführen, ist die Bedeutung der Information für die Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Programme noch weiter angestiegen. Auf den Programmbereich Fiction entfällt der zweitgrößte Anteil der mit öffentlich-rechtlichen Sendern verbrachten Zeit, bei den Privatsendern werden Fictionsendungen am stärksten genutzt.

Insgesamt blieb der Unterhaltungs- und Fictionkonsum der Fernsehzuschauer mit 92 Minuten pro Tag konstant; hier liegen Unterhaltungs- und Rateshows bzw. Unterhaltungs- und Krimireihen auf den vorderen Plätzen. Dagegen stieg die Nachfrage nach Informationssendungen durch die Ereignisse des 11. September und des Afghanistankrieges an, was sich nicht zuletzt in hohen Marktanteilen der öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen niederschlug. Ihren Informationsbedarf decken die deutschen Fernsehzuschauer auch weiterhin zum größten Teil bei den öffentlich-rechtlichen Programmen.

Die Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Sender hängt unverändert vom politischen Interesse ihrer Zuschauer ab. Wer sich für Politik interessiert, hält auch im Jahr 2001 die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme in besonderem Maße für unverzichtbar, wobei das Erste auch weiterhin die größte Rolle spielt und das ZDF die zweitgrößte. Je politischer die Fernsehzuschauer, desto größer ist auch die emotionale Bindung an die öffentlich-rechtlichen Sender, je unpolitischer sie sind, desto höher ist die Akzeptanz von RTL, SAT.1 und ProSieben. Das Erste und das ZDF gelten nach wie vor als glaubwürdiger, seriöser und anspruchsvoller als ihre privaten Konkurrenten. Während das Publikumsurteil über die Privatsender von deren Unterhaltungs- und Entspannungsfunktion bestimmt wird, gelten die öffentlich-rechtlichen Programme als Informationssender, ohne jedoch auf diese Funktion reduziert zu werden.

MP 4/2002, S. 154-165



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