Trends in der Nutzung und Bewertung der Medien 1970 bis 2010
Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation
Nach den Befunden der Langzeitstudie Massenkommunikation, die im Frühjahr 2010 zum zehnten Mal durchgeführt wurde, sind in der Gesamtbevölkerung -- entgegen häufig zu hörender Schlagworte wie Mobilität und Multioptionalität -- bisher keine echten Umwälzungen der Mediennutzungsmuster erkennbar. Allerdings stößt das Wachstum des Medienkonsums offenbar erstmals an zeitliche Grenzen. Das Fernsehen, das weiterhin in der Regel am häuslichen (Flach-)Bildschirm erfolgt, war 2010 das reichweiten- und nutzungsstärkste Medium. An zweiter Stelle folgt das Radio, wobei die häufigste „mobile“ Anwendung hier das Autoradio ist. Das Internet hat seit 2000 stark an Reichweite und Nutzungsdauer gewonnen. Für die 14- bis 29-Jährigen bildet es inzwischen zusammen mit Fernsehen und Hörfunk ein Spitzentrio, das 2010 in Bezug auf Tagesreichweite und Nutzungsdauer eng beieinander lag. Auditive Speichermedien sind besonders bei jungen Leuten beliebt, haben aber offenbar ihren Nutzungshöhepunkt bereits überschritten.
Die Tageszeitung hat im Zeitverlauf relativ stark an Reichweite und etwas weniger stark bei der Nutzungsdauer verloren, sowohl bei allen Befragten als auch bei den Jüngeren. Ebenfalls verloren haben unter den nichttagesaktuellen Printmedien die Zeitschriften, während das Lesen von Büchern für alte wie für junge Menschen attraktiv geblieben ist. Die Nutzung von Videos bzw. DVDs spielt laut Studie Massenkommunikation nach wie vor keine große Rolle.
In der durch die Vermissensfrage erhobenen Wertschätzung der tagesaktuellen Medien hat sich die Rangfolge nicht verändert. Nach wie vor führt das Radio vor dem Fernsehen, der Tageszeitung und dem Internet. Allerdings hat das Internet inzwischen stark aufgeholt und konnte bei den 14- bis 29-Jährigen die Spitze übernehmen. Bei der Entscheidung für nur eines dieser Medien liegt das Internet inzwischen aber auch in der Gesamtbevölkerung auf dem ersten Platz, mit knappem Vorsprung vor dem Fernsehen. Dies verwundert nicht, weil das Internet als All-in-one-Medium potenziell jede Art der Mediennutzung erlaubt.
Erstmals wurde die Internetnutzung in der Studie Massenkommunikation nach Geräten und genutzten Anwendungen differenziert. Auch von jungen Menschen wird das Internet überwiegend für die persönliche Kommunikation und Unterhaltung und noch relativ wenig für die Nutzung klassischer Medieninhalte verwendet. Für die klassischen Medien ist das Internet aber eine alternative Verbreitungsplattform, die ihnen neue Chancen eröffnet.
MP 1/2011, S. 2-15
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