Heft 6

Oliver Turecek/Gunnar Roters

Videomarkt und Videonutzung 2010

Wirtschaftlich stabile Lage der deutschen Videobranche

Seit Jahren ist die wirtschaftliche Lage der deutschen Videobranche stabil. Mit einem Umsatz von 1,4 Mrd Euro konnte das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr sogar leicht gesteigert werden. Wachstumstreiber ist der Absatz von Blu-ray-Discs, der sich mit 12 Millionen Einheiten im Jahr 2010 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt hat. Damit handelte es sich 2010 bei mehr als jedem zehnten verkauften Bildtonträger um eine Blu-ray-Disc. Auch der Bereich Electronic Sell Through (EST, elektronischer Erwerb eines Spielfilm- oder Serienproduktes mit einem zeitlich unbeschränkten Nutzungsrecht) verzeichnete Zuwächse. Der DVD-Markt war mit einem Umsatz von 1,19 Mrd Euro leicht rückläufig. Der Gesamtumsatz im Videoverleihfachhandel ging mit 264 Mio Euro im Jahr 2010 ebenfalls leicht zurück. In den DVD-Verleih- und Verkaufscharts dominierten Action- und Fantasyfilme den Markt.

Das größte Problem von Filmbranche und Videoverleih mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen bleibt das illegale Herunterladen von Filmen aus dem Internet. Aber auch der Anstieg der Web-TV-Nutzung macht der Branche zu schaffen. Zwei Drittel aller Internetnutzer rufen zumindest gelegentlich Videodateien ab. In Deutschland gab es 2010 rund 1 300 überwiegend kostenfreie Web-TV-Sender, auf denen täglich über 150 Millionen Videos abgerufen wurden -- Tendenz steigend. Allerdings haben bei den monatlich rund 4,7 Mrd abgerufenen Videos bislang Video-Sharing-Plattformen und Anbieter von unser-generated Content (YouTube etc.) mit 89 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Marktanteil.

Seit Mitte 2009 werden zur Reichweitenermittlung von Fernsehinhalten im GfK-Fernsehpanel auch die zeitverzögerte Nutzung (Wiedergabe am selben Tag) und die zeitversetzte Nutzung (Wiedergabe der Sendung binnen drei Tagen) ermittelt. Bei der zeitversetzten Wiedergabe dominieren Aufnahmen aus den reichweitenstarken öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen Das Erste, ZDF, Sat.1 und RTL. Serien, Fernsehfilme und Fernsehmehrteiler werden am häufigsten zeitversetzt genutzt.

MP 6/2011, S. 311-320



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