Heft 11

Walter J. Schütz

Deutsche Tagespresse 2012

Ergebnisse der aktuellen Stichtagssammlung

Bei der achten Stichtagssammlung der deutschen Tagespresse seit 1954 wurden im Rahmen einer Vollerhebung alle in der Zeit vom 14. bis 20. März 2012 erschienenen deutschen Tageszeitungen zusammengetragen und ausgewertet. Als Ergebnis ist generell festzuhalten, dass sich das Zeitungsangebot in Deutschland kaum verändert hat und nach wie vor von einem „gefestigten Zeitungsmarkt“ gesprochen werden kann. Bei nur noch marginalem Wettbewerb haben die lokal/regional angebotenen Titel in der Regel in ihren Verbreitungsgebieten eine sichere Erst- oder Alleinanbieterposition. Seit Ende Oktober 2008 stellten zwei Zeitungen („20 cent“, „Deister-Leine-Zeitung“) ihr Erscheinen ein.

Im Berichtszeitraum von Oktober 2008 bis März 2012 sind in drei Kategorien der Basisdaten geringere Bestandszahlen zu registrieren: Die weiter gesunkene verkaufte Auflage der deutschen Zeitungen belegt, wie sehr sie dem Wettbewerb mit konkurrierenden Informationsangeboten ausgesetzt sind. Auflagenverluste gab es vor allem in den östlichen Bundesländern und in Ballungsgebieten. Am wenigsten betroffen sind überregionale Abonnementzeitungen. Die Zahl der Kernredaktionen („Publizistische Einheiten“) hat sich weiter vermindert, ebenso die der „Verlage als Herausgeber“. Bei den Ausgaben ist eine entgegengesetzte Entwicklung zu registrieren: Ihre Zahl ist erstmals gegen den seit Jahren bestehenden Trend leicht angestiegen. Zwei Trends stehen sich hier gegenüber: einerseits Schließung und Zusammenlegung, andererseits weitere Aufteilung von bereits bestehenden Ausgaben.

In Großstädten kam es sowohl zur Einstellung als auch zur Neugründung sublokaler Ausgaben. In den Landkreisen ist die Entwicklung dagegen überwiegend positiv. Dort wurden deutlich mehr lokale Ausgaben gestartet als eingestellt. Nur noch eine knappe Mehrheit der Verlage druckt ihre Zeitungen im eigenen Haus. Die „Netto-Zeitungsdichte“, das heißt die reale Zahl der miteinander in Wettbewerb stehenden Ausgaben, beträgt im Jahr 2012 unverändert 1,5, doch der Anteil derjenigen, die in Gebieten mit örtlichem Zeitungsmonopol leben, ist inzwischen auf 44 Prozent der Gesamtbevölkerung angestiegen. Die Ergebnisse der Stichtagssammlung 2012 zeigen zwei Möglichkeiten für die Zeitungen, Kosten zu senken und Akzeptanz zu gewinnen: Redaktionelle Kooperation und stärker ortsbezogene Ausgaben.

MP 11/2012, S. 570-63



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