Heft 2

ARD-Forschungsdienst

Informationsqualität von Medienangeboten aus Nutzersicht

Die Qualität von Medien und Medienangeboten wie Nachrichten oder Information zu definieren und empirisch zu erfassen, bleibt eine komplexe Aufgabe. Objektive Kriterien (etwa abgeleitet von einem Pressegesetz oder einem journalistischen Kodex) lassen sich als Maßstab etwa in Inhaltsanalysen einsetzen. Weniger eindeutig definiert sind indes die Qualitätskriterien der Nutzer, wenn sie Medienangebote - explizit oder implizit - beurteilen. Für sie ist wichtig, ob sie den Medien vertrauen können und für wie glaubwürdig sie die Informationen halten, die ihnen präsentiert werden.

Die Qualitätsbeurteilung von Medien kann als eine Art Interaktion zwischen Merkmalen des Angebots und Merkmalen der Rezipienten beschrieben werden. Studien zeigen, dass die Konsumenten mehr oder weniger intuitiv durchaus professionelle Beurteilungsmaßstäbe an Medieninhalte anlegen. Ebenso sind sie in der Lage, bei Glaubwürdigkeitsurteilen zwischen der Nachricht an sich und der Nachrichtenquelle (z.B. einem Sender) zu differenzieren. Darüber hinaus zeigte sich, dass die Konsumenten offensichtlich bestimmte Bewertungsroutinen anwenden, die relativ stabil sind; so hatten beispielsweise zusätzliche professionelle Informationen über den Prozess der Nachrichtenentstehung keinen weiteren Einfluss auf die Qualitätsurteile. Zu den Bewertungsroutinen gehört offensichtlich auch, dass sich Rezipienten mehr auf Augenzeugen und illustrative Beispiele verlassen als auf statistische Informationen oder die Aussagen von Experten oder Politikern.
  
Mindestens ebenso bedeutsam wie die Medien- und/oder Inhaltsmerkmale sind für die Qualitätsbewertungen persönliche Aspekte der Nutzer. Wenn beispielsweise  Menschen entweder kognitiv oder emotional stark in ein Thema involviert sind, kann dies dazu führen, dass die Medien als unglaubwürdig, parteiisch, ja sogar als feindselig beurteilt werden. Wird jedoch zwischen der eigenen Person bzw. der eigenen Weltsicht und dem Medienanbieter, der über die Ereignisse in der Welt berichtet, eine Übereinstimmung empfunden, kann sich im Laufe der Zeit für diesen Anbieter so etwas wie ein positives Markenimage entwickeln.
 

MP 2/2012, S. 107-113



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