Heft 3

Dirk Martens

Intelligente EPGs: Empfehlungssysteme in digitalen Medien

Marktuntersuchung eines neuen Technologiefeldes der Medienwirtschaft

Durch die Digitalisierung des Fernsehens ist das Angebot an empfangbaren Programmen drastisch gestiegen. Darüber hinaus bieten die aktuellen DVB-Empfänger auch Zugang zu webbasierten Bewegtbild-Inhalten wie zum Beispiel den Mediatheken über HbbTV, Video-on-Demand-Angeboten, Videoportalen und anderem mehr. Die Bedienung der internetfähigen Fernsehgeräte (Smart-TV), Set-Top-Boxen, DVD- und Festplattenrecorder, die ihren Benutzern immer mehr Möglichkeiten bieten, fällt mit der herkömmlichen Fernbedienung jedoch zunehmend schwer. Neuartige Bedienkonzepte sollen hier Abhilfe schaffen.

Vor diesem Hintergrund versprechen so genannte intelligente EPGs einen besseren Zugang zu für den Nutzer interessanten Inhalten. Zusammen mit neuen Bedienkonzepten können sie einen großen Einfluss auf die Art der Fernsehnutzung ausüben. Programme außerhalb des persönlichen Relevant Sets können dadurch beispielsweise verbesserte Wahrnehmungschancen erhalten.

Den Marktdurchbruch haben Empfehlungssysteme im Bereich der linearen Fernsehinhalte trotz der Vorteile indes noch nicht erreicht. Dies mag auch an der Strategie des Privatfernsehens liegen, die notwendigen Sendungsinformationen wie Beschreibungen, Bilder und Trailer nicht mehr kostenlos abzugeben. Innerhalb von VoD-Angeboten, die in Smart-TVs, Set-Top-Boxen etc. eingebettet sind, kommen intelligente EPGs jedoch bereits zunehmend zur Anwendung. Benutzerfreundliche Konzepte vorausgesetzt, erscheint es dennoch plausibel, dass das Empfehlungsprinzip nicht nur im E-Commerce und bei VoD-Angeboten, sondern auch bei linearen Fernsehangeboten künftig eine größere Rolle spielen wird.

In der Diskussion ist bislang allerdings noch, auf welche Weise einzelne Sendungen empfohlen werden (dürfen). Gemäß § 52c Rundfunkstaatsvertrag  gilt, dass alle Plattformbetreiber, die einen EPG betreiben, für die chancengleiche Darstellung und Auffindbarkeit der Programme sorgen müssen. Diese Anforderung ist auch von den intelligenten EPGs mit ihren unterschiedlichen Empfehlungssystemen zu erfüllen.

MP 3/2012, S. 147-157



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