Heft 1

Uwe Hasebrink/Hermann-Dieter Schröder/Gerlinde Schumacher

Kinder- und Jugendmedienschutz aus der Sicht der Eltern

Ergebnisse einer repräsentativen Elternbefragung

Das Wissen darüber, welchen Schutzbedarf Eltern wahrnehmen und inwieweit sie die Ziele des Jugendmedienschutzes teilen, konkrete Regelungen kennen und entsprechend im Alltag umsetzen, war bislang sehr begrenzt. Ziel der Studie war es, einen aktuellen und repräsentativen Überblick darüber zu liefern, welche Risiken und Schutzbedarfe Eltern im Hinblick auf die verschiedenen Medien erkennen und wie sie die Maßnahmen zur Sicherung des Kinder- und Jugendmedienschutzes wahrnehmen und bewerten.

Auf die offene Frage nach akuten Sorgen bezüglich des Kinder- und Jugenschutzes gibt nur rund ein Viertel der Eltern eine Antwort. Bezogen auf konkrete Einzelmedien oder auf potenziell problematische Medienangebote nennen jedoch mehr als drei Viertel der Eltern Besorgnisse. 93 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Kinder und Jugendliche vor möglichen negativen Medieneinflüssen geschützt werden sollten.

Die Verantwortung, Kinder und Jugendliche zu schützen, sehen Eltern in erster Linie bei sich selbst, mehr als drei Viertel der Eltern sehen aber auch die Medienanbieter sowie die Politik in der Verantwortung. Einhellig ist die Meinung, dass potenziell beeinträchtigende Medienangebote nicht frei verfügbar sein sollten. Diese restriktive Haltung ist mit einem klaren Bekenntnis zur Bedeutung von Medienkompetenzförderung vereinbar - für die meisten Eltern handelt es sich nicht um entgegengesetzte Positionen.

Im Hinblick auf konkrete Maßnahmen des Kinder- und Jugendmedienschutzes sind die mit expliziten Hinweisen (auf Computerspielen, DVDs, Kinoplakaten oder vor Fernsehsendungen) verbundenen altersbezogenen Regelungen den Eltern am bekanntesten. Technische Optionen oder so genannte Jugendschutzprogramme für die sicherere Nutzung des Internets sind jeweils nur rund der Hälfte der Eltern bekannt. Hierdurch erklärt sich auch ein scheinbarer Widerspruch: Das Internet macht den Eltern zwar die größten Sorgen. In der Erziehungspraxis stehen aber nach wie vor die vergleichsweise leicht regulierbaren Medien - DVDs, Offlinespiele, Fernsehen - im Vordergrund. Offenbar besteht im Hinblick auf die internetbezogene Medienerziehung eine gewisse Ratlosigkeit, die unter anderem dazu führt, dass bei den älteren Jugendlichen die Eltern häufiger die Fernsehnutzung einschränken als die Internetnutzung.

 

MP 1/2012, S. 18-30



Zurück zur Übersicht