Heft 4

Udo Michael Krüger

Profile deutscher Fernsehprogramme - Tendenzen der Angebotsentwicklung

Programmanalyse 2013 - Teil 1: Sparten und Formen

Die Fortschreibung der Programmanalyse der wichtigsten deutschen Fernsehanbieter zeigt für das Jahr 2013 keine spektakulären Veränderungen an, aber einige interessante Tendenzen im mittelfristigen Vergleich (2011-2013). Die öffentlichrechtlichen Sender bleiben die führenden Informationsanbieter, die privaten Sender führende Unterhaltungsanbieter: Das Gesamtangebot von ARD/ Das Erste und ZDF hatte im Jahr 2013 einen Informationsanteil von knapp 44 Prozent und kam damit etwa auf den doppelten Umfang an Informationssendungen wie RTL als stärkster Informationsanbieter unter den Privatsendern. Die ARD erweiterte zwischen 2011 und 2013 ihre Talkshows im Abendprogramm und verlängerte das werktägliche Servicemagazin im Vormittagsprogramm. Das ZDF reduzierte schon 2012 seinen Informationsanteil im Tagesprogramm durch Austausch gegen Fiction.

Im Angebot der privaten Sender gab es im Unterhaltungsbereich einerseits eine Tendenz der Angleichung von Sat.1 an RTL und andererseits divergierende Tendenzen bei Sat.1 und ProSieben. RTL erhöhte 2013 den Magazinanteil, von den Programmveränderungen bei Sat.1 profitierten am meisten die Reality-Formate. ProSieben vergrößerte dagegen sukzessive die Distanz zu Sat.1 durch Austausch nonfiktionaler Unterhaltung gegen Fiction. Abgebaut wurden zunächst Reality-Formate und 2013 auch Show-Formate. Damit tendierten die beiden Privatsender der ProSiebenSat.1 Media AG zu einer arbeitsteiligen Positionierung in der Konkurrenz mit RTL.

Inhaltlich bleibt die Politikthematisierung mit Abstand eine Domäne von ARD und ZDF. Bei den Privatsendern dominiert die Thematisierung des Alltags und zwischenmenschlicher Beziehungen. Das Fictionangebot verteilt sich bei den Sendern unterschiedlich auf spannungsbetonte und leichte, unterhaltungsbetonte Genres. Während ARD, RTL und vor allem ProSieben den unterhaltungsbetonten Genres mehr Gewicht gaben, überwogen beim ZDF und bei Sat.1 die spannungsbetonten Genres. ARD/Das Erste und ZDF bestritten ihr Fictionangebot zu drei Vierteln aus deutscher Produktion oder deutscher Koproduktion mit anderen Ländern. Bei Sat.1 war nur noch ein Viertel des Fictionangebots aus deutscher (Ko-)Produktion, während es bei ProSieben zu über 90 Prozent aus US-Produktionen bestand.

MP 4/2014, S. 219-241



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